Location: Krohenhof, Jahrsdorf, Hilpoltstein, Roth, Mittelfranken, Bayern, Bundesrepublik Deutschland
Surname/tag: Krohenhof
Der Krohenhof
Die Geschichte des Krohenhofs, der seinen Namen von den Feld- und Saatkrähen aus der Umgebung hat, geht zurück bis ins 14. Jahrhundert.
Ein Hof mit seinen Besitzern und Bewohnern - im Glück und Untergang
- von Irmgard Prommersberger
- Das Landalmosen-Amt Nürnberg und eines seiner Verwaltungsgüter der heute abgegangene „Crohof hinder Hilpoltstein“ gelegen
- Das Landalmosen-Amt Nürnberg
- Durch die Einführung der Reformation in Nürnberg wurden zunächst säkularisierte Stiftungs- und Kirchengüter, später auch Klostergüter, deren Erträge nicht nur dem Kultus, sondern auch der Wohltätigkeit zufließen sollten, dem „Großen Almosen“ oder „Gemeinen Kasten“ dem Almosen-Amt übergeben. Schon am 28. November beziehungsweise am 6. Dezember 1524 hat der Innere Rat Nürnbergs eine Trennung in ein Stadt- und Landalmosen (für die außerhalb der Nürnberger Stadtbefestigung gelegenen Güter) unter je einen eigenen Pfleger vollzogen, aus denen schließlich das Land- und das Stadtalmosen-Amt hervorgegangen sind. Erst ab Februar 1529 wurde den beiden Ämtern als Sitz das ehemalige Augustinerkloster zugewiesen, wo Pfleger und zahlreiche Bedienstete wie Kastner oder Gefälleeinnehmer auch wohnten. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bauten des ehemaligen Klosters zerstört und die Ruinen um das Jahr 1960 völlig beseitigt.
Nürnberg vom Südost |
- Der Pfleger des Landalmosen-Amtes entstammte dem Kreis der ratsfähigen Patrizierfamilien Nürnbergs und unterstand der Aufsicht von vier „Oberalmosenpflegern“ oder „Almosherren“. Das Landalmosen-Amt war eines der größten Nürnberger Ämter, das noch um 1800 in mehr als 500 Ortschaften 449 Höfe, 581 Güter und 372 walzende Stücke (= Feldstücke die nicht an einen Hof fest gebunden waren, sondern in einem besonderen Turnus an verschiedene Bauern zur Bewirtschaftung gegeben wurden) verwaltete. Dementsprechend ist eine reichhaltige Überlieferung von Sal- (Grund-), Gült- (Abgaben-), Handels- und Briefbüchern sowie Urkunden und Akten erhalten. Im Einzelnen verwaltete das Landalmosen-Amt seit 1525 die Güter des Augustiner-, Egidien-, Karmeliter- und Kartäuserklosters. Ab 1526 die Besitzungen des Klosters Himmeltrohn, sowie der Kirchen St. Lorenz und St. Sebald. Ab 1543 kamen die Güter des Franziskanerklosters hinzu. Auch die Habe der Frauenkirche, der Findelhäuser, des Heilig-Geist-Spitals, des Heilig-Kreuz-Pilgerspitals, der Siechkobel St. Jobst und St. Leonhard, das Vermögen der vielen Pfaffenpfründen (Altarpfründen) in Nürnberg und auf dem Land, des Reichen Almosens und auch ansehnliche spätere Stiftungen musste es verwalten. Die Rechtspersönlichkeit der einzelnen Stiftungen wurde innerhalb des Amtes nicht angetastet, es herrschte getrennte Buchführung. Darüber hinaus übte das Landalmosen-Amt auf dem Land Patronatsrechte aus und hat zum Teil auch kirchenhoheitliche Aufgaben wahrgenommen. Dieses Amt bestritt nur geringe Ausgaben für Besoldungen, für Armenpflege und für kirchliche Stiftungen. Es gab vor allem Zuschüsse an das Nürnberger Stadtalmosen-Amt und das Kirchenamt. Am Ende der reichstädtischen Zeit musste in großem Umfang Kapital an das Losungs-Amt, an die oberste Finanz-Behörde die für den Haushalt der Reichsstadt zuständig war, ausgeliehen werden, was einer Ausplünderung des Stiftungsvermögens gleichkam.
- 1542 bis 1578 erhielt die Stadt Nürnberg das Amt Hilpoltstein als Pfand und legte deshalb 1544 ein Salbuch (Güterverzeichnis) über ihre Besitzungen hier an. Aus diesem und aus den Unterlagen des Landalmosen-Amtes Nürnberg erfahren wir, dass eines der verwalteten Güter der heute abgegangene „Crohof hinder Hilpoltstein“ gelegen war. Die Geschichte dieses Hofes ist nun von 1542 bis zu seiner Zertrümmerung im Jahre 1884 gut nachvollziehbar.
- Grundherrenfolge auf dem Crohof
- Der Crohof dürfte in seinen Anfängen Königsland gewesen sein, denn die Ämter Allersberg und Hilpoltstein wurden in einem Streit zwischen Pfalz-Neuburg und der Reichsstadt Nürnberg wegen der Verpfändung 1542 bis 1578, als unverpfändbares Reichslehen bezeichnet. Reichsministerialenadel mit Bezug zum Kaiser und zur Reichsstadt Nürnberg dürften Allod (Grundeigentum) vom Reich erworben haben. Wahrscheinlich vererbt wurde dieses Allod an Patrizier aus Nürnberg die aus dem Reichs(ministerialen)adel stammten. Anthoni Rieter aus der Familie Rieter auf Kalbensteinberg (seit 1437), Kornburg (seit 1447) und Bocksberg (bei Wertingen in Schwaben) ist der erste namentlich greifbare Patrizier-Grundherr des Crohof. Es folgten das Heilig-Geist-Spital Nürnberg beziehungsweise die Reichsstadt Nürnberg mit dem Almosen-Amt als Verwalter, später als Erbe aufgrund von Verträgen. 1848 erfolgte die Bauernbefreiung. Nur drei freie Bauern in Folge bewirtschafteten den Crohof noch, bevor ihn 1877 ein Güterauf- und Verkäufer übernahm. Dieser führte 1884 eine Dismembration (Güterzertrümmerung) durch. Das freie Bauerntum brachte ungewollt dem Crohof das Ende. Ein großer Grundherr konnte leichter Verluste zwischen seinen Gütern ausgleichen als der Bauer der nur ein Gut besaß. Schlechte Erntejahre oder andere Katastrophen brachten Höfe zum Verkauf oder sogar auf die Gant (öffentliche Versteigerung).
- Grundherren mit ihren Rechten und Pflichten
- Der Grundherr- oder Lehnsherr war der Obereigentümer von Bauerngütern oder Boden, die oder den er den Grundholden, Untertanen (Zinsbauern) im Rahmen der Erbuntertänigkeit oder der Leibeigenschaft zur Nutzung überließ und dafür die Gült sowie Abgaben bezog. Dafür musste der Grundherr seine Hintersassen beschützen und vor Gericht vertreten.
- Um 1355 wurde durch die Abspaltung vom Nürnberger Stadtgericht ein eigenes Bauerngericht unter Vorsitz des Reichsschultheißen später des Stadtrichters, eingerichtet. Es war zuständig für Klagen gegen Hintersassen des Inneren Rats (im Reichsstadt- und Landgebiet), und der Nürnberger Bürger in Zivilangelegenheiten sowie in niederen Strafsachen. In der Folge bemühte sich der reichsstädtische Rat darum, die Gerichtsbarkeit auch von seinen bürgerlichen Eigenherren (Grundherren) formell zu erwerben oder diese zumindest zum Verzicht von deren Ausübung zu bewegen. In der überwiegenden Zahl der Fälle gelang dieses auch, womit deren Hintersassen mittelbare Nürnberger Untertanen wurden. Meist verwiesen solche weiterbestehenden Patromonialgerichte vor allem streitige Sachen an das Bauerngericht. In diesen Fällen sprach man von „freundlichen“ (verwandten) Gerichten. Das Nürnberger Bauerngericht stand vor allem im 15. Jahrhundert in Konkurrenz zum Kaiserlichen Landgericht des Burggrafentums Nürnberg. Das Bauerngericht diente nach Aussage von Christoph Scheurl, der uns später nochmals in einem Vertrag des Landalmosen-Amtes begegnet, zumindest zu Beginn des 16. Jahrhunderts den Patriziersöhnen als Einstieg in die reichstädtische Ämterlaufbahn als Schöffen. Im späten 16. Jahrhundert wurde die Schöffenzahl auf 14 beschränkt. Für unsere Zinsbauern auf dem Crohof dürfte somit längere Zeit das Nürnberger Bauerngericht zuständig gewesen sein.
- Die Rieter Grundherren des Crohofes
- 1361 wurde ein Heinz (Heinrich) Rieter Neubürger in Nürnberg und 1391 eine Elß sowie ihr Sohn Niclas. Die Rieter kamen wahrscheinlich aus Ebern (Hassberge) und nicht wie so oft geschrieben wurde aus dem Orient. Ab 1390 besaßen die Rieter das Haus „Der Ersten Bitte“ in Nürnberg. Das stattliche Eckhaus stand an der Fleischbrücke zum Hauptmarkt. Die Besitzer dieses Hauses genossen das Privileg beziehungsweise hatten die Pflicht, die Vorbereitungen zur Kaiserwahl durchzuführen. Als Entschädigung dafür, erhielten sie das Recht der ersten Bitte an den neugewählten Kaiser, dass der Familie weitere Rechte und Vermögen einbrachte. 1437 wurde Peter Rieter Mitglied des Inneren Rats, weshalb das Tanzstatut die Rieter 1521 zu den „neuen Geschlechtern“ zählt. 1474 ließen sich die Rieter in die fränkische Reichsritterschaft aufnehmen und erhielten den erblichen Briefadel. Sie waren im Fernhandel bis nach Cypern reich geworden.
- Der Schwerpunkt der Rieter-Besitzungen lag im Westen und Süden von Nürnberg sowie in Schwaben. Außerdem verwaltete immer der älteste Rieter im Fideikomiß, das unveräußerliche, unteilbare und unpfändbare Gesamtvermögen der Familie. 1437 richtete Hans Rieter (1437+) testamentarisch aus Gütern, Grundstücken und Zehnten um Uffenheim, Windsheim und westlich von Erlangen eine Familienstiftung ein. Sein Sohn Hans (1460+) vermehrte diese um weitere Güter sowie Rechte westlich und südlich von Nürnberg zur Vorschickung Kalbensteinberg (seit 1437 anteiliges mütterliches Erbe seiner Frau Clara geb. von Wernitzer und Kauf weiterer Anteile von den Geschwistern seiner Frau). Erwähnenswert zu Kalbensteinberg ist, dass 1303 Hermann von Breitenstein, Engelhard von Stein, Hiltpold von Sulzbürg und einer von Haimburg (Erben des Butiglers Heinrich von Stein) dem Bischof Konrad von Eichstätt und seiner Kirche verschiedene lehenbare Güter in Kalbensteinberg eigneten.
Rietersche Stiftungsvorschickungen Kalbensteinberg und Kornburg um 1570/84,
Zeichnung in einem Rieterschen Geschlechterbuch |
- Peter Rieter (1462+) stiftete 1450 mit Besitz, der sich im Süden Nürnbergs konzentrierte, die Vorschickung Kornburg. Unter einer Vorschickung versteht man eine seit dem 15. Jahrhundert in Nürnberg auftretende und auf die Reichsstadt beschränkte Rechtsform zur Erhaltung von Familiengut des Patriziats. Für den Fall des Aussterbens der Rieter im Mannesstamm wurde das Heilig-Geist-Spital Nürnberg, eine Gründung des Ritters und Nürnberger Bürgers Konrad Groß vom Stein (magnus de lapide), dessen Familie aus Meckenhausen bei Hilpoltstein stammte, als Erbe bestimmt. Als 1502 die männlichen Nachfahren Peter Rieters ausstarben, wurden beide Stiftungen unter Georg Rieter (1528+) vereint. Weil er jedoch auf seinem Besitz in Schwaben lebte, trat er 1517 die Verwaltung der Stiftung gegen einen jährlichen Geldbetrag an das Heilig-Geist-Spital ab.
Heilig Geist Spital |
- Bedeutendster Vertreter der Familie war Hans Rieter der Ältere (*1522 bis 1584+). Er hatte zwei Höfe in Jahrsdorf bei Hilpoltstein. Er war Kriegsmann in kaiserlichen, spanischen und englischen Diensten, zuletzt Nürnberger Kriegshauptmann und Diplomat. Sein Sohn Hans (*1564 bis 1626+) trat 1618 aus dem Nürnberger Rat aus und schloss sich der Fränkischen Reichsritterschaft an. Dieser verstarb an der Schwindsucht (Lungentuberkulose) und sein Bruder Philipp Rieter (1626 bis 1635+) wurde Familienältester. Er spielte eine Rolle in Hilpoltstein, er war „Pfalzgräflich-Hilpoltsteinischer Rat“. Angesichts ihres absehbaren Aussterbens zweifelten die Rieter ab 1712 die Erbansprüche des Spitals an, der Streit endete zunächst 1747 mit einem Urteil des Reichshofrates zugunsten des Spitals. Mit dem Tod von Johann Albrecht Andreas Adam Rieter, genannt Alcibiades, kaiserlicher Rat und Hauptmann des Ritterkantons Altmühl, starb das Geschlecht 1753 aus. 1752, ein Jahr vor seinem Tod, hatte er den Ritterkanton Altmühl, dessen Hauptmann er war, zum Erben seines Allodialbesitzes eingesetzt. 1753 kam es zu einem Vergleich zwischen dem Spital und dem Ritterkanton, aber erst 1798 konnte die Reichsstadt Nürnberg als Verwalterin des Heilig-Geist-Spitales in die Rechte der Rieter eintreten.
- Als erster namentlich bekannter Grundherr des Crohofes erscheint Anthoni (Anton) Rieter (1507* bis 1563+). Er dürfte der ältere Bruder von Hans dem Älteren gewesen sein. Anton war 1536 bis 1537 im Rat der Stadt Nürnberg. Danach wurde er Pfleger von Altdorf und 1540 wurde er Pfleger in Hilpoltstein. Nach dem Tod Hans Rieters wurde er Familiensenior und sechster Inhaber zu Kornburg und Kalbensteinberg.
- Wir finden Anthoni und seine Familie in den Nürnberger Totengeläutbüchern von St. Sebald, mit folgenden Eintragungen:
- Im Jahr 1540 Eintrag 2245 „Chatarina Anthoni Rieterin hinterm Tetzl“.
- Im Jahr 1547 Eintrag 3511 „Margaretha Anthoni Rietterin, pflegerin zum Stain“. Diese war die zweite Gemahlin, sie war eine geborene Kreß von Kreßenstein zu Rätzelsdorf (* 1522, oo 1542). Sie ist in Hilpoltstein am 8. Mai 1547 gestorben und im Langhaus der damaligen Hofkirche, der jetzigen Stadtpfarrkirche begraben. Felix Mader erwähnt deren Grabstein noch 1929 im Band III der „Kunstdenkmäler von Bayern Landkreis Hilpoltstein“. Bald danach muss er aus der Kirche bei Umbauarbeiten verschwunden sein und tauchte erst 2003 bei einem Steinmetzunternehmen in Ansbach auf.
- Der Grabstein trug unter anderem folgende Inschriften:
- Im Jahr 1562 Eintrag 7459 „Sussanna, Anthoni Rieters eewirtin, zu Kornwerckh (Kornburg)“.
- Im Jahr 1562/63 Eintrag 7532 „junckfraw Elena, Anthoni Rieters tochter“.
- Im Jahr 1563 Eintrag 7666 „Anthoni Rieter am Herrenmarkt (Hauptmarkt)“.
- Nach diesen Eintragungen hatte Anthoni Rieter drei Frauen. Dieses wird auch durch sein Totenschild und die drei Beischilde seiner Ehefrauen (Held, Rehm und Kress) in der St. Lorenzkirche bestätigt. Seine zwei ersten Ehefrauen starben innerhalb von sieben Jahren. Am 26. Oktober 1546 schreiben die Verordneten des Rates zu Nürnberg wegen Beschwerden seitens der Hilpoltsteiner Bürger über die Nürnberger Landsknechte die in Hilpoltstein als Besatzung lagen, an den Nürnberger Pfleger zu Hilpoltstein „an den ehrbaren und vesten Antoni Riettern“. Als Pfleger hatte er die Burghut und war der Stadt- und Landwehr Befehlshaber. Weiter hatte er die Oberaufsicht und Obergewalt in den staatsrechtlichen, polizeilichen und verwaltungsrechtlichen Angelegenheiten. In gewissen Fällen musste er den Vollzug der gerichtlichen Beschlüsse durchführen.
- Nach dem Abzug der Nürnberger Landsknechte wurde von Anthoni Rieter, dem Bürgermeister und dem Rath der Stadt Hilpoltstein am 8. März 1552 eine Stadtwehrverordnung aufgestellt und eingeführt. Er war somit mindestens von 1546 bis zum 8. März 1552 Nürnberger Pfleger im Pfandamt zum Stain. Am 25. November 1558 wird er als Vormund (wahrscheinlich Verwandter) der unmündigen Kinder des verstorbenen Christoph Bredenwinder in Hilpoltstein genannt. Weitere Verwandte der Edelleute von Bredenwinden waren die von Jahrsdorf. Die Familie Anthoni Rieters hielt sich beim Tod der dritten Ehefrau in Kornburg auf und dort hat sie anscheinend die Pest eingeholt, die bereits seit 1561 um Nürnberg ihre Opfer fand. Seine unverheiratete Tochter Elena folgte 1562/1563 nach und 1563 verstarb Anthoni schließlich selbst.
- Wir können nun nachvollziehen wie der Crohof zum Heilig-Geist-Spital und in die Verwaltung der Reichsstadt Nürnberg beziehungsweise des Land-Almosenamtes gekommen ist.
- Der Bauer der älteste Beruf
- Der Bauernstand gründet auf Selbständigkeit, Sesshaftigkeit und Beständigkeit, geprägt durch Verbundenheit mit Boden und Natur. Bauernarbeit wird auch heute noch vorwiegend in der Form der Familienwirtschaft geleistet. Bauer ist der älteste Beruf in allen Kulturen. In Europa seit dem 2. Jahrtausend vor Christus. Die Völkerwanderungen dienten in erster Linie der Gewinnung von Ackerland. Im Karolingerreich entstand aus altgermanischen Agrarformen und römischer Tradition die Hufenverfassung.
- Seit dem frühen Mittelalter gerieten die Bauern in großen Teilen Europas in die Abhängigkeit feudaler Herren (Adel und Kirche). In Westeuropa in Form der Grundherrschaft. Entscheidende Bedeutung für die soziale und wirtschaftliche Lage der Bauern besaß das jeweilige Besitzrecht. Die üblichen Formen waren das Bauding Lehen, das Leibgeding (feste Abgabe auf Lebenszeit mit gewöhnlicher Weitergabe an die Erben), das Zinslehen und das Erbrecht. Die frühere rechtliche und wirtschaftliche Stellung der Bauern in unserer Gegend ist deshalb nicht auf einen Nenner zu bringen. Neben wirtschaftlichen und naturräumlichen Voraussetzungen spielten außerdem herrschaftliche Verordnungen wie die für Getreide eine große Rolle. Es spielte weiter die Grund- und Dorfherrschaft eine Rolle, oft war diese wichtiger als die Landeshoheit.
- Der deutsche Bauernstand litt unter dem Feudalstaat (Lehenstaat) und empörte sich wiederholt. Bereits im 14. Jahrhundert brachen in Süd- und Westdeutschland Bauernaufstände aus, die sich gegen die Feudalherren wandte. Nach großen Anfangserfolgen der Bauernhaufen wurden sie von vereinigten Ritterheeren geschlagen, obwohl der Adel als Feudalherren nie mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachte. Nach dem Bauernkrieg 1525 mussten auch in unserer Gegend Bauern die daran teilgenommen hatten ihr Leben lassen oder hohe Geldstrafen an die Landesherren zahlen. Eysölden wird als ein Zentrum des Bauernaufstandes beschrieben. Hier hatte sogar der Pfarrer Nagel persönlich mitgewirkt.
- In den folgenden Jahrhunderten verschlechterte sich weiter die wirtschaftliche Lage der Bauern, die meist in den Stand der Erbuntertänigkeit oder der Leibeigenschaft geraten waren. Erst die seit dem 18. Jahrhundert einsetzende Bauernbefreiung stellte die rechtliche Freiheit der Bauern wieder her. 1750 lebten in Deutschland rund 16 Millionen Menschen. Dreißig Menschen bewohnten einen Quadratkilometer. Rechnet man das auf die Größe und die Bevölkerung des heutigen Landkreises Roth um, waren dies weniger als 25 % der heutigen Bevölkerung. Die Mehrzahl der Bevölkerung lebte auf dem Land. Die soziale Pyramide sah so aus: Unten standen die Bauern abhängig vom Landadel, an der Spitze der Landesfürst. Während der Adel steuerfrei war, trugen die Bauern die Hauptlast der Besteuerung. Zwischen diesen Extremen lebte das Stadt- und Marktbürgertum mit ihren Sonderrechten. Der Handel war örtlich auf den Austausch von landwirtschaftlichen Produkten gegen gewerbliche Güter der Städte und Märkte beschränkt. Mit der Auflösung des Lehenrechtes durch den Absolutismus lag die politische Gewalt zwar beim Landesherren, der Adel besaß jedoch die Rechtsgewalt auf seinen Gütern.
tanzendes Bauernpärchen |
- Der Bauer richtet sich nach dem Rhythmus des Tages und neben seiner Eigenwirtschaft von der er Abgaben zahlen musste leistete er damals die auferlegte Fronarbeit. Der Bauer war damals schon von weitem zu erkennen. Im Gegensatz zur Stadtbevölkerung trug er seine Kleidung bis sie aufgebraucht war. Die Festtracht der Bauern entsprach deshalb häufig den Stadtmoden früherer Zeiten. Man begann mit der Errichtung des staatlichen Schulwesens. Auf dem Land blieb die Ausbildung weitgehend jedoch auf das Lesen im Katechismus beschränkt.
- Industrialisierung und höhere Geburtenzahlen auf dem Lande führten dann im 19. Jahrhundert zur Flucht vieler Bewohner vom Land in die Stadt. Der Fabrikarbeiter hatte bereits eine geregelte Arbeitszeit von 14 bis 17 Stunden täglich. Die Familienordnung änderte sich nun grundlegend. Zunehmend wurden Produktionseinheiten beziehungsweise Zweckehen geschlossen. Die Frauen mussten nun zunehmend für das Familieneinkommen mitsorgen.
- Um 1800 lebten in Deutschland rund 22 Millionen Menschen. Erwerbstätig davon waren 10 Millionen Menschen, ¾ arbeiteten in der Landwirtschaft.
- Einflüsse auf das Leben der Bewohner des Crohofes
1542 bis 1578 Verpfändung des Amtes Hilpoltstein an die Reichsstadt Nürnberg auf 36 Jahre und Einführung der evangelischen Religion! 1542 Liebfrauenkirche in Jahrsdorf eigenständige Pfarrei und seitdem wurden Pfarrbücher geführt. 1552 Zweiter Markgrafenkrieg, Brandschatzung (Gelderpressung) der drei Nürnberger Pfandämter Allersberg, Heideck und Hilpoltstein durch den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. 1555 Augsburger Religionsfriede. 1561/1562 Pestjahre. 1586 Hungersnot und Steuererhöhung. 1586/1587 Pest in Jahrsdorf. 1588 24 Wochen Sommerregen, Misswuchs und Teuerung. 1607/1608 Pest in Jahrsdorf. 1618 bis 1648 Dreißigjähriger Krieg. 1622 Begannen hier die Schrecken dieses Krieges. 1627 Rekatholisierung des Amtes Hilpoltstein und Pfarrzwang (bis 1812). 1628 Not, der Metzen Roggenmehl kostete 24 fl., eine Maß Bier 12 Kr., ein Ei 8 Kr., 1 Pfund Fleisch 24 Kr. 1632/1633 Plünderungen durch kaiserliche sowie schwedische Truppen. 1632 bis 1636 Pest-Epedemie. 1644 Tod des Pfalzgrafen Johann Friedrich 1646/1647 Plünderungen durch kaiserliche sowie schwedische Truppen. 1664 Tod der Pfalzgrafen-Witwe. 1756 Misswuchs und Teuerung. 1769 bis 1771 Misswuchs. 1770 Regnete es unaufhörlich, im Hochsommer schneite es, so dass die Ernte verfaulte. 1771/1772 Große Hungersnot. 1774 Einführung des Kartoffel- und des Kleeanbaues auf Brachfeldern. Der Absatz von Getreide und von Brot ging zur Hälfte zurück. 1777 Kam das Amt Hilpoltstein zu Bayern unter Kurfürst Karl Theodor. 1790 Mussten 72,7 % des Familieneinkommens für Nahrungsmittel ausgegeben werden. 1796 Krieg und Hungersnot. 1803 Kam Jahrsdorf zum Landgericht Hilpoltstein. 1816/1817 Misswuchs, Teuerung und Hungersnot. Das Simra Korn kostete hier 110 fl., das Simra Gerste 70 bis 80 fl., das Simra Dinkel 50 fl., das Simra Hafer 30 bis 36 fl., der Strich Kartoffeln 36 bis 38 Kr. 1817 Abtrennung des Landgerichtes Hilpoltstein vom Ober-Donaukreis und Zuteilung zum Rezatkreis. 1848 Aufhebung der Zinsbauernschaft, freie Bauern. Dominikalrechte (Grundherrenrechte) wie der Blutzehnt, Kleinzehnt, Großzehnt und Handlohn wurden abgeschafft und der Bodenzins wurde eingeführt. 1870 bis 1871 Deutsch-Französischer Krieg. 1873 Schwarze Blattern in Jahrsdorf.
- Der Crohof und seine Strukturen
- Name:
- Crohof (1653)
- Er wird auch C(K)raenhof (1604), G(K)rauhof (1834), G(K)ro(ha)hof, Krä(hen)hof, :Kra(hen)hof, Kranenhof, Krehenhof, Krekenhof, Krönhof, Kro(h)e(n)hof und Kronenhof, genannt.
- Namensdeutung:
- Hof mit Krähen; Althochdeutsch: krâwa, kraja, kra(ha) = Krähe.
- Erste Erwähnung:
- 1542 wird der Hof erstmals im Pfarrbuch Jahrsdorf genannt, der Hof dürfte aber älter sein.
- Zinsbauern-Geschlechter auf dem Crohof:
Zeit Familien Bewohnerzahl Jahre/ Generationen Konfession Vor 1542 bis 1561? Schretz, Schrötz 19/1 ab 1542 protestantisch 1586? bis 1627 Leikam, Leukam 41/2 protestantisch 1627 bis 1653 Hofstelle öd 26/- 1653 bis 1704 Kriegba(u)mer 1653 = 15 Personen; 1655 = 29 Personen, Eltern, 12 Kinder, Ehalten, Verwandte und Mieter 51/2 protestantisch 1704 bis 1822 Ru(e)pp 1768 = eigene Hirten mit Hirtenhaus; 1808 = 1 Haus mit 2 Familien (einschließlich Hirtenfamilie) 118/5 katholisch 1822 bis 1875 Boegl, Bögl 1837 = 13 Seelen (einschließlich drei Knechte und eine Magd); 1862 = 11 Seelen 53/2 katholisch 1875 bis 1877 Minderlein 1874 = 13 Seelen 2/1 katholisch Pächterfamilie
- Die Familien Schretz, Leikam und Kriegbaum waren protestantischer Religion, die nachfolgenden Geschlechter katholisch. Die höchste Bewohnerzahl hatte der Crohof unter der Familie Kriegbaum. Die Familie Ru(e)pp hat den Hof die längste Zeit bewirtschaftet, mit fünf Generationen in 118 Jahren.
- Besiedelungsform und Lage:
- Der Crohof war ein einschichtiger Hof (Einödhof) in Grenzlage von Pfalz-Neuburg zum Markgrafentum Brandenburg-Ansbach. Diese Grenze wurde nach der Rekatholisierung zu einer konfessionellen, mit Pfarrzwang. Der Hof lag 396 Meter über dem Meeresspiegel und von Patersholz aus Gesehen, jenseits des Fuhrbaches. Östlich führte die alte Reichsstraße vorbei. In der Nähe weitere Einzelhöfe wie der Heindlhof, der Echtelhof oder Etzelhof (der in den Heindlhöfen aufgegangen ist), der Königshof, der Zereshof usw. Die Lage dieser Einzelhöfe erinnert an ein fränkisches Fronhofsystem.
- Bodenqualität:
- Lehm- und Sandböden (Geologischer Übergang vom Lias zum Keuper). Bonität: 3 bis 7.
- Flur:
- Arrondiert um den Hof.
Flurnamen Größe Kultur- und Bodenart Ahnfrau Wiese Bühl Buschgraben 34 Tagwerk Äcker und Wiesen Doegelbuck 18 Tagwerk Lehmboden Eichi(-Espan) 29,8 Tagwerk Äcker, Waldung, Weiden, Weiher und Wiesen Espanwiese Wiese Figuracker Acker Neubruchacker Acker Oberer Gartenacker Acker
- Größe:
Jahr Größe in Tagwerk, Dezimale oder Hektar Quelle 1577 bis 1582 „ein winziger Hof“ Nöttelein 1860 167 tgw 35 dez Hierl 1862 169 tgw 89 dez nach Zukauf - Hierl ? 59 ha = 177 tgw Wießner 1876 141 tgw 89 dez Hierl 1877 140 tgw 86 dez Hierl 1884 Zertrümmerung des Hofes und Aufteilung in Parzellen Hierl
Äcker = 84 Tagwerk (x 2 Metzen = 168 Metzen Gült ?) Wiesen = 31 Tagwerk Wald = 42 Tagwerk Weidepläte, Espan, Ödland = 5,79 Tagwerk Weiher, vier = 3,24 Tagwerk (10 Tagwerk Weiher 1854) Gesamt = 167,03 Tagwerk
- Frühere Flächenmaße:
- Morgen = Tagwerk vor 1811 = 0,466 ha = 4660 qm (Markgrafentum Ansbach)
- Morgen = Tagwerk vor 1811 = 0,472 ha = 4720 qm (Reichstadt Nürnberg)
- Tagwerk nach 1811 = 0,34 ha = 3407,27 qm
- Man rechnete früher in Morgen und Tagwerk, umgerechnet in Hektar hatte ein Ganzbauernhof 20 bis 100 ha, ein Halbhof 5 bis 20 ha und ein Kleinbauernhof 2 bis 5 ha. Der Crohof war der größte Bauernhof der Pfarrei Jahrsdorf. Zum Einödhof, mit Zaun und Eichen umgeben, gehörten, Äcker, Gartenland, Wald, Wiesen und vier bis sechs Weiher (südwestlich und östlich des Hofes) sowie eine Fischtruhe. Außerdem gehörte ein Gemeinderecht in der Gemeinde Jahrsdorf dazu.
- Hofareal mit Gebäuden:
- Auf der Vogelkarte von 1604 erscheint der Hof mit drei Gebäuden vor dem 30jährigen Krieg. Er hatte ein Hoftor und war mit einem weitläufigen Gatter (= Etter oder Zaun) umgeben.
Sources
Der Artikel stammt im Original von Frau Irmgard Prommersberger, Familien- und Heimatforscherin aus Hilpoltstein. Die Veröffentlichung erfolgte mit freundlicher Genehmigung.
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