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Letter from Franz Xaver Guth of 13 January 1850

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Date: [unknown] [unknown]
Location: Shippenville, Clarion, Pennsylvania, United Statesmap
Surname/tag: Guth
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This is the sixth letter of the collection of letters of Franz Xaver and Leopold Guth. Like already in the previous letter from early 1849, Franz Xaver Guth writes from Shippenville, PA. Apart from discussing religion and the 1848 revolution in Baden, which consume a big part of the letter, he tells about his life after moving to Shippenville: He rented a house, works as clock maker and longs for the help of his brother Leopold. He still talks about him or his parents coming over as well. He also mourns the death of his first child, who died right after birth.

Transcription

page 1
Shippenville 13. January 1850
Meine lieben Eltern u. Geschwister!
Ihren lieben Brief erhielt ich am 1 April vorigen Jahres
woraus ich ersah, daß noch alle am Leben und bey guter
Gesundheit sind, welches mich herzlich freute, was mich anbelangt
so bin ich gesund, wie auch meine Frau, ich wohne aber nicht
mehr in Butler, sondern ich bin fortgezogen nach Shippenville
etwa 50 englische Meilen von Butler entfernt, hier in
Shippenville habe ich ein Haus gemiethet, des Jahres für
40 Dollars, das ist 100 Gulden, mein Geschäft geht hier
sehr gut, ich kann nicht genug arbeiten, ich habe immer
60 bis 70 Taschenuhren am Fenster hängen, welche gemacht
seyn müssen, wenn nur der Leopold hier wäre ich wollte
Ihn lehren und ich könnte Ihn sehr gut brauchen, über=
haubt haupt an Arbeit fehlt es mir nicht, ich habe hier
in Shippenville ein Garten mit einem alten Haus
gekauft, welches ich in 3 Jahren bezahlen muß, ich denke
ich will mich hier bleibend niederlassen wenn es Gott will
Ich muß Ihnen auch etwas traug trauriges melden,
mein liebes Weib kam in Kindbett am 28 July 1849, aber
das Kind starb nachdem es die Welt erblikt hatte,
ach das war schmerzlich für mich, gerne wünschte ich das Kind
wäre am Leben geblieben, nun könnte es schon Papa und
Mama sagen und würde mir Freude machen, aber Gott hatts
gegeben Gott hats genommen. sein Namme sey sei gepriesen.
[margin] Wen ihr nicht kommt so schreibt so schnell als möglich ich will das
nächste mal auch nicht mehr so lange warten.
page 2
Meine lieben Eltern. Es schautert mich, wenn
ich zurük denke was in meinem Vaterlande dem geliebten Baden
geschehen ist, aber es mußte so komen, vielleicht habet Ihr auch
hart darunter gelitten, wäret Ihr mit mir nach Amerika gegangen,
dan wäret ihr geborgen gewesen, allein nun habet Ihr das
ganze Elend müssen durchmachen, und was war der Aufstand in
Baden? ___ nichts andes als: Kampf des Unglaubens gegen
das Christenthum gegen die Religion, betrachtet die Anführer
was waren Sie? Ungläubige, was war Heker? Struve. Blum
Siegel Heinzen und alle andern? ___ Nichts anderes als Männer
welche an keinen Gott glaubten, und welchen besonders die
katholische Religion ein Dorn im Auge war, hat doch einer sagen
von diesen gefagt gesagt, man müsse den letzen Fürsten an des
letzen Pfaffen daran aufhängen, pfui der Schande, ist daß die
Freyheit, die Sie Euch bringen woltet, die Schwäzer. Blieket hinüber
nach Frankreich und sehet dort, wie die Radikalen rother Farbe,
früher gehaust haben, ich denke das ist Warnung genug, ach!
wie seyd Ihr betrogen worken worden, aber es mußte so kommen,
wenn einmal das Volk gar wenig oder gar keine Religion
mehr hat, und ihre Priester verachtet, welche Ihnen das Wort
des Heils doch verkündigen, so wird es heimgesucht von Gott, und
diese Heimsuchung sie ist gekommen, ach möchtet Ihr meine lieben
Eltern und Geschwister und alle in Simonswald in ganz Europa
diese Heimsuchung willig annehmen, und sie zu eurem Nutzen
gebrauchen, so wird es besser werden, vorher nicht, bleibt also gut katholisch
nicht dem Worte nach sondern im Werke, achtet eure Priester und
befolget ihre Lehren, seht das Sittenverderbniß unter den Menschen


page 3
wovon der Simonswald leider ein betriebtes Bild darbietet, ist schuld
an diesem allen, durch dieses Sittenverderbniß werden die Leute gottlos,
arm, werden unzufrieden mit Obrikeiten und wollen aber frey seyn,
daß heißt, sie wollen ohne Gesetze ohne Schranken leben, damit sie ihre
Schlechtigkeiten deßen[1] besser ausüben, von dießer Klasse Menschen
waren meistens alle welche beym badischen Aufstande betheiligt waren,
Ihr werdet Euch vielleicht wundern, daß ich aus dem so gepriesenen
Amerika Euch so schreiben kann, allein ich habe Erfahrung gemacht und
in Jahren gelernt, das allzu große Freyheit nicht gut, sondern sehr
gefährlich ist, sehet hier in Amerika treiben sich viele herum und
predigen gerade offen, es gebe keinen Gott, alles sey Fabel, und dieß
geschieht alles im Nammen der so gepriesenen Freyheit, täglich steigen
neue Religions Sekten empor, und solche Sekten giebt es viele,
ja allein in Neu=York über 80. So das ich kaum der zehnte Theil
davon dem Namen nach kenne, die Katholiken werden in diesem Lande
meistens überal gehaßt, den die andern Sekten wissen wohl daß
die Lüge nicht lange for der Wahrheit bestehen kann, das ist aber
gewiß, der Unglauben nimt in Amerika reißend überhand, und
dieß aus lauter purer Bibelausforschung, wovon Martin Luther
bekanntlich der Urheber ist, ja wenn es so fort geht hier, so
gehen die Vereinigten Staaten ihren Untergang entgegen
ja man kann sagen, seit der Reformation ist kein Glük und
Segen noch Ruhe auf der Erde, und es wird auch kein Ende nehmen
bevor nicht alle wieder zum Katholischen Glauben zurükgehen
zurükkehren, haltet also fest an diesen Grundfesten der Wahrheit
den nur in Christo ist Heil und Freyheit, und ihr werdet überwinden
alle Gefahren, sehet hier in Schippenville wo ich wohne, bin ich
ganz allein katholisch, deswegen muß ich mich auch von innen und außen
wappnen, gegen alle Anfechtungen des Teufe[l]s und seiner Anhänger


page 4
6 Meilen englisch von hier leben aber viele Katholiken und
meistens Deutsche bey Freyburg zu Hause, es ist auch eine Kirche dort
und ein teutscher Priester, dorthin geh ich in die Kirche was aber nur
alle 3 Wochen geschieht, den der Priester hat noch andere Stationen zu
versehen, Leute welche nach Amerika auswandern, sollten sich immer
niederlaßen wo auch viele Katholiken sind, es giebt viele katholische
Niederlaßungen in Amerika, wo Kirche, Schule schon vorhanden sind.
Ich hätte noch viel über diesen Gegenstand zu schreiben, aber der
Raum läßt es nicht geschehen, nur muß ich noch bemerken, dießes alles
ist blos von religiöser Seite geschrieben, es läßt sich jedenfalls besser
in Amerika leben als in Deutschland und ich möchte allen arbeitsammen
Leuten rathen nach Amerika zu gehen, den hier sind noch einige
Millionen Aker Land unbebaut, und man kann Land genug haben den
Aker für 1 ¼ Dollar in den westlichen Staaten, wenn einer einige Hundert
Dollar nach Amerika bringt so kann sich einer leicht sichere Existens
sichern, so aber nicht in Deutschland, den Deutschland ist viel zu bevölkert,
den man kann fast annehmen, das alle Jahr 2/3 unehliche Kinder auf
die Welt kommen, und dieses ist das Übel das Deutschland so arm
macht, man kann sich also gar keine Freyheit versprechen von Deutschland,
den es gäbe mehr Verbrechen den vorher, den die Freyheit wird nur
gar zu gern mißbraucht.
Nun muß ich schließen, Mein Wunsch ist das dieser Brief Euch
liebe Eltern u Geschwister gesund und froh antreffen möge.
Ich grüße auch alle meine Freunde, besonders aber den Falk, den
Weber alt, den FelsenBaptist, den Naglersepp, Hippenhansjörg und
sein Vatter, den Schneider Michel und Eduard, die Schumacherin und
den Josef wie auch mein Pathe und Pathin, auch möchte ich den Herrn
Pfarrer Jekle grüßen, er wird, denke ich mein Schreiben verstehen
und grüßen Sie mir den Emeler und alle meine ehemaligen Freunde
Lebet wohl
Francis Xaver Guth.

Research notes

While ranting about the revolution, Xaver mentions the following notable people connected to the 1848 revolution in Baden:

  • Friedrich Hecker (1811–1881)
  • Gustav Struve (1805–1870)
  • Robert Blum (1807–1848)
  • Franz Sigel (1824–1902)
  • Karl Heinzen (1809–1880)

For the first time since his letter of 1 August 1847 Xaver includes a rather long list of people to send greetings to. The people listed there are almost identical. More details about them are hopefully to be found at the list containing friends of Franz Xaver Guth.

There seems to be an Additional letter from Franz Xaver Guth of 13 January 1850.

Acknowledgements

  • Hans-Jürgen Wehrle for providing the document copies and some transcriptions
  • Eva Gawlik-Sutter for transcription and everything else
  1. um so




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