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Letter from Franz Xaver Guth of 4 January 1858

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Date: 4 Jan 1858
Location: Clarion, Clarion, Pennsylvania, United Statesmap
Surnames/tags: Guth Seng Weber
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This part of the collection of letters of Franz Xaver and Leopold Guth is the first letter Franz Xaver Guth wrote in 1858 and the first one he sent from Clarion, the capital of Clarion County, Pennsylvania.

After apologizing for not writing in more than three years, he tells that he had planned to move to Karl Weber in Ironton, Ohio, in order to work with him. When Franz Xaver had sold his property and was ready to move, Weber told him that the plan was off. Since he was already prepared to travel he remembered Vitus Seng, who had told him that he can do good business in Wisconsin. So him and his family travelled to Fond du Lac, Wisconsin, where they rented a house. They didn't really like it there, however, and moved back to Pennsylvania in the following spring. Franz Xaver settled in Clarion, after working a few months with his brother [[Gut-181|Leopold in Callensburg, before that one also relocated to Clarion.

He further tells that he founded a brass band with six instruments and that his family is well, although his daughter Maria was quite sick in Wisconsin and almost died. His mother Theresia Rösch apparently also was sick, but he is happy that she recovered as well. He keeps writing about visiting Simonswald again, maybe within the next to years and closes with an enumeration of people from Simonswald he met in Wisconsin.

Contents

Transcript

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Clarion January 4th 1858.

Liebe Eltern u. Geschwister!

Beschämt ergreife ich die Feder um euch geliebte
Eltern auch wieder einmal etwas hören zu lassen von
mir und meinem Bruder Leopold, es ist nun schon über 3 Jahre daß wir nicht
mehr geschrieben haben, und Ihr werdet fast geglaubt haben, wir wären gestorben,
aber dem ist nicht so, und ich weiß auch keine Entschuldigung zu machen für das
lange Nichtschreiben, sondern ich muß mich gerade schuldig bekennen mit den
Worten des verlorenen Sohnes: Vater ich habe gesündigt vor dir und Gott ich
bin nicht mehr werth dein Sohn zu heißen.
Als ich Euch das letze mal schrieb war ich noch in Schippenville und mein
Bruder in Callensburg; denselbigen Sommer 1854. hatte ich mich entschlossen
fortzuziehen von Shippenville nach Irontown im Staate Ohio zu einem gewissen
Karl Weber um mit Ihm in Compani zu gehen. als ich nun alle meine Haushaltsachen
verkauft hatte und fertig war zum fortziehen, so erhielt ich einen Brief von dem
Karl Weber, der die ganze Sache rükgängig machte, aber weil ich nun einmal
gerüstet war zum Reisen, und ich vom Vitus Seng früher Briefe erhielt,
daß ich könnte gute Geschäfte machen in Wisconsin, so gieng ich anstatt
nach dem Staate Ohio, nach dem Staate Wisconsin, mein Bruder aber ist
von Callensburg nach Shippenville gezogen einige Tage before ich fort gieng
von dort, ich will nun kurz angeben über welche Städte ich gekomen bin auf meiner
Reise nach Wisconsin: von Shippenville bin ich mit der Post nach der Stadt Erie
am See gleichen Names gelegen, von dort mit Eisenbahn nach Cleveland Staat
Ohio, von dort nach Toledo Staat Ohio. von dort abwechselnd durch die Staaten
Indiana und Michigan nach der Stadt Chigago im Staat Illinois gelegen
von dort per Dampfschiff den See Michigan hinauf nach Millwauki der
Hauptstadt von Wisconsin. und von dort nach Sheboygan, von dort mit der
Post nach der Stadt Fond du Lac mit etwa 6000 Einwohner.
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Die ganze Reise nahm mich 4 Tagen [in Anspruch] und ist etwa 800 Meilen
lang und kostete mich 150 Gulden. als ich nach Fond du Lac
kam miethete ich mir ein Haus mit 2 Zimmern welches mich 10 Dollar den Monat
kostete, und dann gieng ich wieder zurück nach Millwauki und kaufte mir
50 Stük Uhren zum Wiederverkauf, und dann fieng ich an zu arbeiten.
allein bald fieng ich an einzusehen daß ich ein bessern Platz verlassen als ich
bekommen, ich hatte wohl Arbeit genug aber die Unkosten waren zu groß für
Miethe Lebensmittel und Feuerung und ich beschloß nach einer Zeit wieder nach
Pensylvanien zurük zu gehen, meiner Frau hatte es auch ohnehin nie gefallen
in Fond du Lac. den erstens ist es viel kälter hier in Wisconsin, und man
hat keine Steinkohlen sondern nur Holz, welches sehr theuer komt, auch wachsen
keine Obstfrüchten hier, und alles dieses Obst und Steinkohlen gibt es in Menge
im Staat Pensylvanien; ich blieb also vom Monat November 1854 bis
1 April 1855 in Fond du Lac. und dann gieng ich wieder zurük mit meiner
Family nach dem Staat Pensylvanien. Mit der Reise hin und her und
verkaufen und wiederkaufen, und wieder Verkaufen und noch einmal kaufen
und die verlorne Zeit, habe ich wenigstens 500 Dollar Verlust erlitten.
mein Bruder war mittlerweile nach dem von Shippenville 2 Stund entfernten
Clarion gezogen, und ich gieng nach Callensburgh wo ich gleich wieder
Arbeit u. Verdienst im Uberfluß hatte, ich blieb in Callensburgh ungefehr
9 Monatte, und dann weil mein Bruder in Clarion die Arbeit nicht mehr
konnte allein verrichten, und der andere Taschenuhrenmacher welcher hier in
Clarion war, fortzog, gieng ich mit meinem Bruder in Compani und
wir arbeiten seither miteinander und haben guten Verdienst, indem wir nur
die einzigen Taschenuhrenmacher sind im ganzen Clarion County.
unser GeschaftsFirma ist wie Sie oben sehen werden: Guth & Brother
Clock & Watchmaker. Clarion. Pa. zu teutsch: Guth und Bruder
Uhren und Taschenuhrenmacher, Clarion, Pensylvanien: wir halten auch
einen Vorrath von neuen Taschenuhren Wanduhren wie Goldwaren
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zum verkaufen, und Arbeit haben wir in Menge, den wir haben durchschnittlich
immer 100 Taschenuhren hier zu repariren im Fenster hängen. Clarion ist
die Amtsstadt in Clarion County, das County hat ungefehr 30.000 Einwohner
Clarion ist ein sehr schöner Platz, es werden hier 2 Zeitungen heraus gegeben
und in jeder haben wir eine Bekantmachung unseres Geschäftes. wie Sie sehen
werden bey den zwey kleinen Papierstükchen, die wir aus der einen jeder
Zeitung herausgeschnitten und im Brief beygelegt haben. es ist hier auch eine schöne
katholische Kirche hier, ich habe mir auch an der Hauptstraße im besten
Geschäftstheile der Stadt ein Grundeigenthum ges 60 Fuß Front mit 180 Fuß
tief und Gebäulichkeiten darauf gekauft welches mich 15.00[1] Dollar kostet, oder
in teutschen Gulden 3750 Gulden macht und auch schon bezahlt ist. in dem einen Theile des Hauses wohne ich
mit Family und den andern Theil habe ich vermiethet und bekome 287 fl 30 Kreuzer
dafür jährlich. ich habe nun auch eine Blechmusik mit 6 Instrumenten welche
300 Gu[l]den kosten errichtet und wovon ich Kappellmeister bin, mein Bruder
spielt auch mit. überhaupt ist Musik noch immer mein Hauptvergnügen, ich habe
mir auch ein schönes nicht ganz neues Klavier gekauft für 200 Gulden.
auch habe ich eine Guittare und spiele beide sehr gut. Was nun meine Familien=
angelegenheit betrifft, so war ich Gott sei Dank imer gesund und wohl wie auch meine
Frau, aber in Fond du Lac hätte ich bald meine Tochter Maria verloren, sie war
sehr krank ist aber mit Gottes Hilfe wieder gesund geworden und ist nun ein freundliches
Mädchen von beinah 4 Jahren, mein Sohn Karl ist ein großer starker Bub,
nun schon über 5 Jahre alt und verspricht kein dummer Junge zu werden.
nun muß ich Euch aber noch etwas Neues melden nemlich im Monat August
1856 ist mir wieder ein zweyter Sohn geschenkt worden, dem wir in
der heiligen Taufe den Namen Eduard gegeben haben, mein Bruder
und Frau waren die Taufpathen, auch dieser wachst schnell und ist gesund,
überhaupt ich und meine Frau leben hier sehr zufrieden und klüklich, und die
Lebensmittel besonders Fleisch ist nicht theuer, ich habe mir für diesen Winter
200 Pfund Rindfleisch und 250 Pfund Schweinefleisch eingelegt.
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Nun habe ich euch noch zu melden daß wir Euren Brief den Ihr durch den
Munenbacher geschikt habt richtig durch im Oktober lezen Jahres erhalten
haben mit samt den Armbändern, meine Frau war sehr erfreut über
das Armband und Sie bedankt sich vielmal und will es aufbewahren zum
Andenken, aber es hat uns sehr betrübt zu erfahren daß die liebe Mutter
so sehr krank war, nun da Sie wieder gesund und wohl geworden ist
so hoffe ich das Euch dieser Brief alle in bester Gesundheit antreffen
möge. auch denke ich wenn es Gottes Willen ist, Euch selbst einmal persönlich
zu besuchen, den es hat seit eurem letzen Briefe uns eine Art Drang
und Sehnsucht ergriffen mit dem Verlangen euch einmal wieder zu sehen,
und weil wir nun zwey sind zum arbeiten, so geht das Geschaft doch fort
wenn auch nur einer da ist, die Zeit wann ich komen will kann ich aber
jetzt noch nicht bestimmen, wenn es die Umstände zulassen kann es vieleicht
schon innerhalb 2 Jahren geschehen. Und nun muß ich mein Brief bald schließen
ich wünsche Euch also alle ein sehr klükseliges Neues Jahr und in der
Hoffnung daß ich Euch Vater u Mutter Marian u Daniel wie auch Genofefa
und Schwager Eduard bald persönlich sehen werde grüße ich Euch viel
Tausend mahl Euer treuer Sohn
Francis X Guth
Auch viele Grüße von meiner Frau Fortunata.
N. B. wenn Sie diesen Brief erhalten so schreiben
Sie so schnell als möglich wieder, und wir werden auch nicht mehr so lange warten
bis wir wieder schreiben, wenn Ihr uns Briefe schikt bezahlt nur so wenig als ihr müßt
wir wollen es hier schon bezahlen auf unsere Briefe machen wir ganz frei daß Sie
Euch nichts kosten. In Wisconsin habe ich viel Simonswälder angetroffen besonders
die Beiden Bochs der eine ist verheirathet zu der BekenMarian, der Hafnerdik wie auch
ein gewisser Stratz aus dem Haslach auch der Bekenhans und Kronen Franz Joseph, der Kramer
Franz Sep hat geheirathet während dem ich dort war, auch der Vitus Seng er ist nicht
President wie die Leute meinen sondern nur Agent for die Regierung um Land zu verkaufen.
Den Peter Kaltenbach habe ich in Sheboygan angetroffen, er war bey einem Taschenuhren=
macher um das Taschenuhren machen zu lernen. Den Baptist Trenkle habe ich auch gesehen.
[margin] Der Josef Pfändler wohnt 8 Meilen von Clarion und ist verheirathet, und sein Vater soll Ihm auch schreiben, er weißt nicht wo es fehlt daß er keine Antwort bekomt.

Research notes

The letter lacks the usual regards section to Franz Xaver's friends. That one and the address he included in another small letter he wrote one week later.

  • people mainly from Simonswald mentioned at the end of the letter
  • Karl Weber, clock/watch maker from Ironton might be related to Regina Weber, the wife of Franz Xaver's first cousin August Guth. August and his wife were living in Pomeroy, Meigs, Ohio, which is roughly 100 km away from Ironton. She had a brother named Karl, who was born in January 1829 in Unterspitzenbach[2] and would have been 25 years old in 1854.

Acknowledgements

  • Hans-Jürgen Wehrle for providing the document copies and some transcriptions
  • Eva Gawlik-Sutter for transcription and everything else

Sources

  1. 1500
  2. Staatsarchiv Freiburg, L 10 Nr. 5561, Oberwinden, Winden im Elztal EM; Katholische Gemeinde: Standesbuch 1810-1843, picture 117, p. 141, #2




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