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Mord im Köpferhäusle

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Location: Saig, Bezirksamt Neustadt, Kreis Freiburg, Großherzogtum Baden, Deutsches Reichmap
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In den frühen Morgenstunden des 3. November 1923 tötete der Holzschnitzer Karl Friedrich Hundertpfund aus Freiburg das Ehepaar Wilhelm und Karolina Köpfer in deren Haus in Saig. Anschließend erschoß er auch noch deren Hund. Die Leichen und den Hund vergrub er in einem Weiher in der Nähe des Hauses.

Das Haus lag an einem stark frequentierten Spazier- und Wanderweg der von Titisee und Neustadt nach Saig und zum knapp 1.200 hohen Hochfirst führte. Wilhelm Köpfer war Kübler und verkaufte u.a. auch Postkarten zur Aufbesserung seiner Finanzen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hundertpfund ein Quartier bei einem Bauern in Steig-Breitnau. Dort entwendete er auch den Karabiner, mit dem er die Eheleute Köpfer erschossen hat. [1]

Die folgenden drei Wochen nach den Morden lebte Hundertpfund in dem Häuschen am Hochfirst. Mehrmals besuchten ihn seine Verlobte Rosa Kirchner und deren Freundin Berta Gerber. Rosa war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt, Berta nicht einmal 17. Später ergaben die Ermittlungen, dass die beiden Frauen nichts von den Morden wußten. Hundertpfund behauptete, dass das Ehepaar in dringenden Erbangelegenheiten für längere Zeit abwesend sei und dass sie ihm deshalb das Haus zur Miete überlassen hatten.

Er hatte sich ordnungsgemäß bei der Gemeindebehörde angemeldet. Und obwohl den Dorfbewohnern in Saig die Geschichte zweifelhaft vorkam, ist sie wohl anfangs nicht ernsthaft hinterfragt worden. Erst nach 2 - 3 Wochen forderten die örtlichen Behörden von Hundertpfund ernsthafte Belege für seine Version der Geschichte vorzulegen. Weil dieser Druck zu groß wurde, floh er am 20. November 1923 mit einigen der Habseligkeiten der Mordopfer. Diese verkaufte er auf seiner Flucht, um zu Geld zu kommen.

Am 23. November wurden die beiden Leichen entdeckt. Die Beerdigung durch Pfarrer Hildenbrand fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 26. November 1923 auf dem Friedhof in Saig statt. [2]

Nachdem der Mord aufgedeckt worden war, wurden Vorwürfe an Bürgermeister, Gemeinderat und Polizei laut, die ganze Geschichte nicht nachdrücklich genug verfolgt zu haben. Daraufhin traten Anfang Dezember 1923 Bürgermeister Sigwarth und der Gemeinderat zurück. [3] Noch vor Weihnachten musste so in Saig ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Die Vorwürfe an diesen Personenkreis konnten später nicht belegt werden.

In der Zwischenzeit hatte sich Hundertpfund in Metz der französischen Fremdenlegion angeschlossen. Von seiner Einheit wurde er festgesetzt und später an die deutschen Behörden ausgeliefert. In Freiburg wurde er am 19. Juli 1924 wegen Mordes zum Tode verurteilt. Die Revision wurde abgewiesen. Am frühen Morgen des 30. Oktober 1924 wurde er auf dem Hof des Freiburger Landgerichtsgefängnisses von Scharfrichter Karl Burkhard aus Endingen mit der Guillotine hingerichtet. Es war dies die letzte Hinrichtung mit einer Guillotine in Baden.

Wohl auf Grund der schrecklichen Tat nahm der Vater Carl Hundertpfund, der in Freiburg als Maler tätig war, noch im August 1924 den Mädchennamen seiner Mutter an. [4]

Nur vier Jahre später gab es wieder einen schrecklichen Doppelmord in der Gegend. Auf der Weißtannenhöhe, auf der Grenze zwischen Titisee und Breitnau wurden 1928 die beiden Lehrerinnen Ida und Luise Gersbach aus Mannheim ermordet. Der oder die Täter konnten nie gefasst werden. [5] Inzwischen gibt es sogar einen Roman darüber. [6] Eine Gedenktafel erinnert am Tatort an das Verbrechen. [7]

Contents

Personen

[10] [11] [12][13] [14] [15] [16]


Ermittlungs- und Gerichtsverfahren

  • Voruntersuchung, Hauptverhandlung, Urteil, Vollzug der Todesstrafe[18]
  • Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft: Korrespondenzen des Hundertpfund [19]
  • Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft: Tatortfotos und -skizzen; Zeichnungen zur Obduktion [20]
  • Absatz der aus dem Köpferschen Nachlass stammenden Gegenstände [21]
  • Revisionsakten [22]

Nacherzählungen

  • Hörspiel, Heiner Schmidt, 1981, Das kurze Leben und Sterben des Karl-Friedrich Hundertpfund [13]
  • Hans Schmider: Titisee-Chronik - Die Geschichte des Titisees und seiner Anwohner (2004), Seite 110 bis 112
  • Hinterkaifeck u. andere Mordfälle (Verbrechen aus Bayern), Ein Doppelmord im Ländle [14]
  • Bürger, Udo: Die spektakulärsten Kriminalfälle in Baden. Von Giftmischern, Amokläufern und Auftragsmördern, Erfurt 2018, Sutton-Verlag, 262 Seiten, ISBN 978-3-95400-863-6. [15]
  • Jostäler Freilichtspiele (2023) [16]
  • Badische Zeitung vom 27.12.2022, Jostäler Freilichtspiele beschäftigen sich mit einem historischen Doppelmord in Saig [17]

Zeitungsartikel

  • Unibibliothek Freiburg, Digitalisierte Historische Bestände, Freiburger Zeitung vom 26. November 1923 (1. Blatt), Seite 2: Bericht der Zeitung Hochwächter [18]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Durlacher Wochenblatt, Durlacher Tagblatt, Ausgabe 277 vom 28.11.1923 [19]
  • Unibibliothek Freiburg, Digitalisierte Historische Bestände, Freiburger Zeitung vom 29. November 1923 (1. Blatt), Seite 2 [20]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Durlacher Wochenblatt, Durlacher Tagblatt, Ausgabe 278 vom 29.11.1923 [21]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt vom 30.11.1923 (Ausgabe No. 330)
Beschreibung von Hundertpfund [22]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Der Landbote, Ausgabe 124 vom 1.12.1923 [23]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt vom 5.12.1923 (Ausgabe No. 335) [24]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Durlacher Wochenblatt, Durlacher Tagblatt, Ausgabe 291 vom 14.12.1923 [25]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Badischer Beobachter vom 6.2.1924, Ausgabe No. 32 [26]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt vom 25.2.1924, Ausgabe No. 56 [27]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Der Volksfreund, Ausgabe 48 vom 26.2.1924 [28]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Badischer Beobachter vom 26.2.1924, Ausgabe No. 52 [29]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt, Ausgabe 86 vom 15.3.1924, Abendausgabe [30]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Badischer Beobachter Ausgabe 104 vom 18.4.1924, 1. und 2. Blatt [31]
  • Unibibliothek Freiburg, Digitalisierte Historische Bestände, Freiburger Zeitung vom 22. April 1924 (1. Blatt), Seite 2
Schusswaffe [32]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Badischer Beobachter, Ausgabe 107 vom 23.4.1924, 1. und 2. Blatt [33]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Der Volksfreund, Ausgabe 158 vom 9.7.1924 [34]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Zeitung vom 10.7.1924, Ausgabe No. 159 [35]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Zeitung vom 19.7.1924 (Ausgabe No. 167) [36]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt, Ausgabe 293 vom 20.7.1924
Ausführliche Tatbeschreibung [37]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Der Landbote vom 21.07.1924 Ausgabe 60 [38]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Der Volksfreund, Ausgabe 170 vom 23.7.1924 [39]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt Ausgabe 308 vom 29.7.1924, Abendausgabe [40]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Badischer Beobachter, Ausgabe 204 vom 30.7.1924, 1. und 2. Blatt [41]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Durlacher Wochenblatt, Durlacher Tagblatt, Ausgabe 219 vom 18.9.1924 [42]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Der Volksfreund, Ausgabe 254 vom 30.10.1924 [43]
  • Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Badischer Beobachter, Ausgabe 296 vom 31.10.1924, 1. und 2. Blatt [44]

Sources

  1. Unibibliothek Freiburg, Digitalisierte Historische Bestände, Freiburger Zeitung vom 22. April 1924 (1. Blatt), Seite 2 [1]
    [...] H. entwendete seinem
    Quartiergeber in Steig einen Karabiner, be-
    gab sich in der nacht auf den 3. November nach Saig, [...]
  2. Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Durlacher Wochenblatt, Durlacher Tagblatt, Ausgabe 280 vom 1.12.1923 [2]
    "... Die Beisetzung der ermordeten Eheleute erfolgte
    am Montag in Saig unter überaus großer Beteiligung.
    Der Kirchenchor und die Musikkapelle verschönten die Feier.
    Üeber die Persönlichkeit des ermordeten Ehepaars wird
    noch mitgeteilt, daß Köpfer fast im ganzen Hoch-
    schwarzwald bekannt war. er ging nämlich von Zeit zu
    Zeit mit einem Karren voll selbstverfertigter Kübel, Zuber
    usw. von Ort zu Ort und fand mit seinen schönen und gu-
    ten Waren flotten Absatz. Mit ihm ist einer der wenigen
    von der alten Zunft der Schwarzwälder Holzschnitzer da-
    hingegangen. Auch die Kurgäste von Saig und Titisee
    kannten das ermordete Ehepaar gut; es waren gastfreund-
    liche, biefer Leute."
  3. Digitale Sammlung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruher Zeitung vom 6.12.1923 (Ausgabe No. 284) page 3 right column
    DZ. Saig, 5. Dez. Sämtliche Mitglieder des Gemeinderates
    von Saig haben die Erklärung abgegeben, daß sie von ihrem
    Dienst als Gemeinderäte zurücktreten. Auch der Bürgermeister
    Sigwarth hat sein Amt als Bürgermeister niedergelegt. Der
    Grund hierzu ist in unerquicklichen öffentlichen Auseinander-
    setzungen zu suchen, die sich an die Mordangelegenheit und die
    Flucht des Mörders Hundertpfund knüpften.
  4. "Deutschland, ausgewählte evangelische Kirchenbücher 1500-1971," database, FamilySearch =3015626 : 17 October 2019, > image 1 of 1; Records extracted and images digitized by Ancestry.com. German Lutheran Collection, various parishes, Germany.
    Nro. 46
    Tauftag: 18. April Vormittags 11 1/2 Uhr
    Geburtstag: 3. April Morgens 6 3/4 Uhr
    Taufname des Kindes: Karl jetzt Karl Graber II
    Namen, Beruf und Wohnort der Eltern: Hundertpfund Karl, Taglöhner dahier u. Katharina, geb. Graber
    Namen, Beruf und Wohnort der Taufpaten: Julius Höflin, Schreiner von Bischoffingen, u. Magdalena Graber, ledig von Kippenheim.
    Bemerkungen: Laut Mitteilung des hies. Standesamtes vom 16.8.24 ist der Familienname Hundertpfund in Graber II geändert worden. (Justizministerium Karlsruhe v. 6.8.1924)
  5. https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/thumbnails.php?bestand=22834&id=10241308&syssuche=wei%3Ftannen+wei%C3%9Ftannenh%C3%B6he&logik=und
  6. https://emons-verlag.de/p/weisstannenhoehe-7035
  7. https://www.badische-zeitung.de/wie-ein-doppelmord-in-breitnau-zur-vorlage-fuer-einen-kriminalroman-wird
  8. http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0056?sid=c7c124c092e3383d0480df597fef534b
  9. Staatsarchiv Freiburg, Edith von Wolff [3]
  10. "Deutschland, ausgewählte evangelische Kirchenbücher 1500-1971," database, FamilySearch : 22 February 2019, > image 1 of 1; Records extracted and images digitized by Ancestry.com. German Lutheran Collection, various parishes, Germany.
  11. Staatsarchiv Freiburg, Viktor von Wolff [4]
  12. Staatsarchiv Freiburg, Birklehof (Hinterzarten) [5]
  13. Staatsarchiv Freiburg, Ein- und Ausbürgerungen im Amtsbezirk Neustadt [6]
  14. Hirsch
  15. Hirsch
  16. Gedenkbuch Düsseldorf [7]
  17. "Deutschland Heiraten, 1558-1929", database, FamilySearch : 24 October 2021, Berta Gerber in entry for Ernst Karl Frenk, 1952.
  18. Landesarchiv Baden-Württemberg,Staatsarchiv Freiburg A 25/1 Nr. 21, Strafsache gegen Karl Friedrich Hundertpfund, Holzbildhauer, Freiburg wegen Doppelmord (am Ehepaar Wilhelm Köpfer, Saig) [8]
  19. Landesarchiv Baden-Württemberg,Staatsarchiv Freiburg A 25/1 Nr. 22, Strafsache gegen Karl Friedrich Hundertpfund, Holzbildhauer, Freiburg wegen Doppelmord (am Ehepaar Wilhelm Köpfer, Saig) [9]
  20. Landesarchiv Baden-Württemberg,Staatsarchiv Freiburg A 25/1 Nr. 23, Strafsache gegen Karl Friedrich Hundertpfund, Holzbildhauer, Freiburg wegen Doppelmord (am Ehepaar Wilhelm Köpfer, Saig) [10]
  21. Landesarchiv Baden-Württemberg,Staatsarchiv Freiburg A 25/1 Nr. 24, Strafsache gegen Karl Friedrich Hundertpfund, Holzbildhauer, Freiburg wegen Doppelmord (am Ehepaar Wilhelm Köpfer, Saig) [11]
  22. Landesarchiv Baden-Württemberg,Staatsarchiv Freiburg A 25/1 Nr. 25, Strafsache gegen Karl Friedrich Hundertpfund, Holzbildhauer, Freiburg wegen Doppelmord (am Ehepaar Wilhelm Köpfer, Saig) [12]




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