Location: Leipzig, Kurfürstentum Sachsen, Deutscher Bund
Surname/tag: Preißler, Preissler, Preisler
Original records on the history of the Preisler family of artists
Communicated by Dr Sturm in Nuremberg
The following is an extract of the chapter Originalaufzeichnungen zur Geschichte der Preisler'schen Künstlerfamilie from the book Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. 9. 1863, by Dr. Robert Naumann. published 1863 in Leipzig.
It contains details and memoirs from the diaries of Daniel Preißler (b.1627), Johann Daniel Preißler (b.1666), and Johann Justin Preißler (b.1698).
Note: When encountering dates such as "X.bris", "9.bris", "8.bris" and "7.bris", these should be read as 'December', 'November', 'October', etc. This numbering of the months dates back to the time of the Romans, when the calendar began in March, making September the 7th month of the year - ie 'Septem' = seventh and so on.
Contents |
Text
Originalaufzeichnungen
zur Geschichte der Preisler'schen Künstlerfamilie
Mitgetheilt durch Dr. Sturm in Nürnberg
Introduction
Nachricht u. Verzeichniss des Uralten Preisslerischen Stammes, sowie mir Johann Daniel Preisler in Nürnberg H. Joachim Daniel Preissler Ihro Königl. Maist. in Copenhagen wohl bestelter Brandt-Major Nachricht gegeben. Als Ihme sein seel. Vater Daniel Preissler Ihro Churfl. Durchlaucht zu Dressden Hof- u. Jagdschlosser, ihm in Copenhagen heimgesuchet, so hätte er ihm einen alten glässern Krug als ein Present überbracht, die ein Preissler Namens Georg, in Böhmen ein Glasmacher gemacht 1471. Dieser Georg Preissler zeiget einen Sohn Christoph Preissler, ein Glasschleiffer. Der hat den Krug geerbet 1516. Hernacher hat solchen Krug wieder geerbet sein Sohn Gabriel Preissler ein Schlosser in Jahr 1575, dieser ist aus Böhmen vertrieben worden, nach diesem folgte wieder ein Sohn Gabriel Preissler*, von Marienberg in Meissen, Glassmacher zu Gabluntz in Böhmen wie hieneben zu sehen. Dieser hatte einen Sohn Georg Preissler, gebohren 1593. Dieser zeugte wieder einen Sohn Georg Preissler, u. Daniel Preissler, u. Gabriel Preissler auch ein Schlosser, indessen dieser zeugete den Daniel Preissler auch ein Schlosser, von diesen ist gebohren Joachim Daniel Preissler Brand Major in Copenhagen.
Daniel Preisler
'*Gabriel Preissler von Marienberg in Meissen, Glassmacher zu Gablunz in Böhmen. Sein Weib Dorothea gebohrne Hübnerin von diesen ist gebohren mein lieber Vater Georg Preissler. Ao. 1593 den 4. Novemb: ward 1607. in 14. Jahr seines Alters gen Turnov zum Schlosserhandwerk gethan 3 Jahr gelernet. u. 12 Jahr gewandert. Ao. 1621. den 14. May in der Neustadt Bürger worden. 1622. d. 9. May sein Meisterstück geschmiedet u. d. 29. Aug. vorgezeiget u. zum Meister gesprochen worden. Ao. 1623 Im 30 Jahr sich nach Gottes Ordnung im Standt d. Heil Ehe begeben mit der Erbarn Jungfrauen Dorothea des Erbarn u, wohlbenambten Bartel Wittmanns Schneider u. Bürger zu Schlackenwerth eheleibliche hinterlassene Tochter. [die Mutter dieser Tochter war eine gebohrne Barbara Illerin von Schlackenwerth gebürtig.] den 17 Maj in der Neustadt bey S. Heinrich sich trauen lassen.
[* Aufzeichnung des Malers Dan. Preisler in verkürztem alten Auszug des viel Unwesentliches enthaltenden Originaltextes.]
Ao. 1624. d 15 X.bris mein Bruder Georg der erste gebohren †. d 3 8bris 1633.
Ao. 1627 d 8 Martz zu Nacht um halbweg 2 am Sonntag bin ich Daniel Preisler gebohren d 9. Martz bey St Stephan auf der Neustadt getauft worden Meine Pathen sind gewesen Hanns Franck Schlosser in d Neustadt. Christoph Danner Burger u. Schneider in der Altstadt. Fr. Maria Schindlerin, Fr. Dorothea Kehshendlerin.
Ao. 1628 den 3 Junii wegen der Religion halber meine Eltern von Prag entwichen, den 5 Julii in Dressden das Burgerrecht erhalten, so ihme gekostet 17 thlr. 18 gr.
Ao. 1642. d 7. 8bris am Tag Luci bey H. Christian Schieblingen Sr. Churfl. Durchl. zu Sachsen wohlbestalten Oberhofmahler u. Inspector des Lust u. inventions Hausses ich Daniel Preissler die Mahlerey angefangen u. ausgestanden 6 Jahr.
Ao. 1648. d 29. 8 bris Nach ausgestandener Lehrzeit von gedachten H. Schiebling mit guten Lob los u. frey gesagt worden.
1650. d 4 Julii auf die Wanderschaft gezogen.
1652. d 27 7bris nach Nürnberg kommen.
1654 d 5. April mich mit der Erbarn u Tugendsamen Jungfrau Margaritha des weyland Erb. u fürnehmen Marx Brandmann Gewandschneid sel hinterlassenen Tochter in ein Ehegeliebtnis eingelassen.
1654 d 27 Maii Meister worden.
1654 d 4 Julii mein lieber Bruder Georg verstorben. d 6 Julii Hanns Albrecht auf 2 Jahr sich zu mir versprochen u geben 40 Thl. 20 gr.
1654 d 5 8bris Mein herzallerliebster Schatz Margaretha an Kindesnöthen gestorben.
1654 d 24 9bris Bin ich von Nürnberg nacher Dresden kommen meine liebe Eltern u. Geschwistert zu besuchen.
1655. d 16 May aus Dresden gereist, u. in Nürnberg angelangt d 23 May 1655.
1655 d 22 Julii am Magdalena Tag mich wiederum nach Gottes Willen verlobet mit der Erbarn u. Tugendsamen Jgfr. Magdalena, des Erbarn u. Wohlgelehrten H. M. Johann Riedners Rector zu St Lorentzen Eheleiblichen Tochter erster Ehe; den 5 Aug. mich verkünden lassen. d 18. 7 bris Hochzeit gehabt.
1656 d 12 April ist eine Stund vor 12 Uhr in d Nacht mein H. Schwehr Vatter M. Johann Riedner im 53 Jahr 1 Monath seines Alters verstorben.
1656 d 13 May um 12 Uhr in d. Nacht ist mein lieber Vatter Georg Preissler seines Alters 62 Jahr 25 Wochen seelig verstorben.
1656 d 4 Aug. um 3 Uhr in d Nacht im Zeichen Zwilling von meiner Herzliebsten Magdalena eine Tochter gebohren u genent worden Maria Magdalena. Tauf Pathin Jgfr. Maria seel hinterlassene Tochter des Ehrwürdigen u Wohlgelehrten H. M. Melchior Diem Predigern zu Wehrt. Dieses Kind ist 1664. d 8. Marz wieder gestorben.
1657 d 26. Junius die zweyte Tochter Margaretha in Stier um ½4 Uhr nachmittag gebohren. Pathin Frau Margaretha Neydhart eine gebohrne Männlin. d 30 Julii 1662 ist dieses Kind wied gestorben.
1658 d 17. 7bris in Zeichen der Waag des Morgens früh ¼ nach 6 Uhr ist mir von meiner herzliebsten Magdalena mein Sohn Daniel gebohren worden. Sein II Pathe war H Daniel Besserer.
1660 d 7 April Sonnabends in Zeichen Krebs war mir gebohren von meiner herzliebsten Magdalena gebohrne Riednerin Anna Sibilla, Pathin Frau Anna Sibilla des Wohlerw. u Hochgelehrt. H. Paulus Webern Diaconus zu St Egidien.
1663 d 8 May freytag Vormittag um halb 10 Uhr der kleinen in Zeichen der Waag ist mir gebohren worden eine junge Tochter, dessen Pathin war die Frau Judith Helmuth ehliche Hausfrau des Handelsmann Mathias Helmuth. ist wieder gestorben den 8 Aug: 1663. an Blattern.
1664 d 7 Aug: Sonntags früh eine halbe viertel Stunde nach 2 Uhr der kleinen hat Gott meinen lieben Ehe Schatz mit einer jungen Töchterlein erfreuet Pathin die Erbar u. Tugends: Frau Margaretha Barbara des Ehrwürdigen u Wohlgelehrten H. M. Samuel Spöhrl Diaconus zu Altdorf ehl. Hausfrau.
Johann Daniel Preisler
Leben des Joh. Dan. Preisler, von ihm selbst aufgesetzt.
Im Nahmen Gottes des Vatters, Sohnes, und Hl. Geistes Amen. Also seye es zur Ehre Gottes meines nunmehr in Gott ruhenden seel. Vaters Daniel Preissler gleich anfangs kräftig geschriebenen Wordt wiederholet
- Gott ist der Waisen Vater
- Und der Wittwen Richter
Mit solchen kräfftigen Worden kennen sich alle u. jede auf die Hülffe des H. getrösten, wie dann ich Johann Daniel Preissler die Allmacht Gottes dorunter höchlich zu preissen welcher mich nach Absterben meines seel in Gott ruhenden Vater Daniel Preissler in Jahr Christi 1665 d 19. Junii da er am St Johannis Abend zur Erden bestättet word nach St Johannis Kirchhoff in die meines seel. H. Gross-Vatters H. M. Johann Riedner Rector zu S Lorenzen dessen Leibes Erben Begräbnis, Gott verleihe ihm eine sanfte Ruhe u. am jüngsten Tag eine fröhliche Aufferstehung. Meine seel Mutter aber mit vollen Schmerzen und groser Betrübnis sambt zweyen unerzogenen Waisen, welche waren Anna Sybilla, und Margaretha Barbara, und dan mich Johann Daniel Preissler, wiewohl mich noch in den Geheimniss Gottes verborgener Weise in Mutterleibe, bis endlich Ao: 1666 laut der eingesteckten Zettelein meiner seel Mutter mit folgenden Wortendieses Zeitliche erblicket:,,Ao. 1666 d 17 Januarii ist mir durch die Allmächtige Hülffe Gottes u. gnädige Entbindung des Wunderbahren Grossen Gottes und sowol aller als absonderlich mir, meiner aber Gott er barme es 3 unmündiger Waisen Vatter mein leztes Schmertzens Söhnlein zur Welt geboren." Mein H Tauff Path war der Wohl-Ehrwürtig-Achtbar und Wohlgelehrte H. M. Johann Ludwig Haagenthorn Diaconus der Pfarrkirchen zu St Egidien. Nu aber die Oliche Allmacht ob mich gehalten u. mich in meiner Kindheit höchst wunderbarlich erhalten. Indeme meine seel Mutter in die 10 Jahr sich kümmerlich in ihren Wittwen Standt mit uns dreyen Kindern hat müssen vortbringen, so hat doch Gott seine Allmacht wunderbarlich zu erweisen an dem damahligen Herrn Heinrich Poppen als meinen in Gott ruhenden seel H. Stiefvater einen gutthätigen Elisa gesandt welcher mit reichlicher Vorsehung ob schon abwesend seine Reysse nacher Italien genomen durch seine Frau Schwester Helena Wisingerin versehen lassen, bis endlich durch Gottes Schickung bey seiner Ankunft sich mit meiner seel Mutter Anno 1674. 25. 9bris in Eheverlöbniss ein- gelassen und mit ihr und uns treulich zugehalten, biss endlich.
A 1682 d. 14. 7bris in die 1½ Jahr Schmerzhaften Bettlager er sanft u seelig in den Herrn entschlaffen, welchen ich auch nächst Gott statt seel. Vatter Preissler alles gutes so ich in diesem Zeitlichen empfangen zu danken, indeme er an Stiefväterlicher Zucht nichts ermangeln lassen, biss endlich in herannahenden Jahren etwas zu erlernen resolviren muste, ich aber nach meinen selbst freyen Willen u. Gottes sonderbaren Eingebung, durch viele Fragen woran ich Lust hätte die Maler - Kunst erwählet, da dann mit grosser Sorgfalt u. fleissigen information endlich durch continuirliches Anhalten mich in Zeichnen mein seel. Herr Stiefvater so weit gebracht das auf gutachten mich zur Staffeley sezen wolte, wo nicht der zeitliche Hintritt durch allzu frühes absterben meines sel. H. Stiefvaters mich in etwas zurück gehalten, auf befragen aber an ihme auf seinem Krankenbette die seel Mutter Sorgfalt um mich nicht zu verkürzen anhielte in was für disciplin mich zu unterbringen vor gut hielte, er alsdann wegen lieblicher Manier der collorit zu H. Murrer gerathen unterzubringen, welchen Worten meine seel. Mutter auch nachkommen u. ins Werk gesezet, sich mit meinen H. Vormündern als d WohlEhrw. Achtbaren u. Wohlgelehrten H. M. Bolster Diaconus der Farrkirche zum H. Geist, und dann den Erbaren u Vesten Christoph Winckler damalich gewesenen Tuchbreiter daraus zu unterreden, wie dann gedachter H. M. Bolzter zu H Murrer gieng u. den vergleichs accord mit ihme auf zwey Jahre lang gemacht u. ist mit Gott der Anfang gemacht worden Ao. 16 und an Lehr- geld für mich meine seel. Mutter gedachten H. Murrer erlegt Thl., welche Lehrzeit ich auch getreu und redlich bey ihme ausgestanden, u. von meinen Lehrherrn aufrichtig unterwiesen worden. Nach verflossener Zeit aber mich meine seel Mutter zu sich nach Haus genommen da ich kindliche Pflicht gerne hätte observiren wollen mit wenig Verdienst ihr nicht am Brodt zu liegen meine Kost bey ihr zu verabdingen, allein wie nichts vollkommenes in der Welt ist hat ihr allzu leider zeitliches absterben mich in betrübten Standt gesezet, so dass ich wenige Zeit zu Haus gewesen, u. sich also das Hauswesen zertrennen müssen, meine liebe Schwester Margaretha Barbara wurde zu meiner seel. Fr. Baass Dorothea Pfenderin Hofmeisterin bei dem H. Creuz, u. dann ich Joh. Daniel Preissler zu obgedachten H. Winckler [Vetter] in die Kost gethan; weilen aber daselbst wegen noch damalichst schwachen u geringen Verdienst die Kost nicht erschwingen kunte, als hat nachmals mein nunmehro auch in Gott ruhender angenommener H. Curator der Erbar u Wohlfürnehm H. Christoph Melchior Riedner berathschlaget mich zu meiner ältern Fr Schwester Anna Sybilla Hellingin zu thun, welche auch gleich wie jederzeit diensthaft gewesen ohne alles bedenken die Woche vor 45 Kr. in die Kost zu sich genommen, daselbst ich bey ihr bis Ao. 1688 den Tag Johanni verblieben, u. Gott vergelte ihrs in der ewigen Seeligkeit viel gutes bey ihr genossen, biss endlich bey heranwachsenden Jahren meine angefangenen Studia d Mahlerey ein noch besseres Fundament zu legen mich in Nahmen Gottes resolvirt nach Italien zu reyssen, wie dann auch desswegen d H. Curator fleissige Sorge für mich getragen, u. sich mit H. Lorenz Schweyr welcher sein Negozio nacher Venedig hat, u eben das Glück gewesen, dass er mit seiner Fr. Liebsten u damahligen Jgfr. Töchtern seine Reysse dahin sich vorgenommen bestens unterredet mich in seiner Com- pagnie mitzunehmen welches er auch gerne u. willig gethan, u also unsere Reisse Ao. 1688 d _____ nach S Johannistag mit Gott angetretten u glücklich zu Venedig d. angelangt, u. weilen ich gar schlecht in der Italienischen Sprache fundirt gewesen so hat Gott zu Danck H. Schweyer auf gute recommendation H. Curatoris mich bey sich behalten an Arbeit bey ihme die Kost zu verabdienen, welches aber etliche wenige Monathe bey ihme gedauert indeme durch veränderung der Luft ein gehling fiebrischen Anfall bekommen, jedoch aber auf fleissiger Sorgfalt H. Schweyers an Arzney mit H Dr. u Barbier nichts ermangeln lassen, so dass in wenig tägen Gott seie die Ehre gegeben ich wiederum genessen, nach meiner Aufkunft aber fast alle im Hausse kranck worden, dass endlichen H. Schweyer gezwungen worden wegen incommodo der wenigen Zimmer im Hauss mich A 1688 d 19 8 bris seinen Fassbinder Lazaro. N. à S Giov: Crisostomo zu thun damit doch versichert bey guten Leuten wäre, welche ich auch in der that und Wahrheit also gefunden, Gott vergelte ihnen alles gutes, weilen aber so gar keine occasion bey einen Edelmann wie daselbst gebräuchlich unterkommen konnte, und mein Verdienst gegen der grosen Kost gar nichts erclecken wolte, u. immer aus Nothdurft am Mangel des Gelds nach Hausse schreiben muste damit an meinen Studio nicht möchte gehindert werden, so resolvirte mich endlich die rechte Kunst-Schule zu suchen u. nacher Rom mich zu begeben, welches ich auch werckstellig gemacht u. mit Gott meine Reysse dahin A 1689 den 26. Marti mit dem Proccacio nach Bologna gedachten Sonnabend unternommen. Meine Reysscameraden waren lauter Italiener u. meistens Commedianten welche bis nach Bologna mit mir reyssten, als ich daselbst glücklich angelangt, u. ich sowol des Landes als auch der Sprache nicht kundig gewesen, habe ich leyder zwischen Furcht und Hofnung stehen müssen, indem zu Bologna sehr schlimme Leute seynd welche ich in Wahrheit also befunden, als ich einen Ducaten wechseln wollen sie mir halbes Geld davor offeriret, auch meine bey mir habende Sachen einen u ein halben Tag in der Dogana verarrestiret lassen müssen, u nachmals mit doppelt Geld auslösen müssen, in dem nehmlichen Wirtshaus wo ich logirte waren auch zwey Geistliche ein Romer und Genueser, welche mich durch den Keller fragen liessen wenn ich nach Rom reyssen sie mich in ihrer Gesellschaft mit dahinnehmen wolten, welches ich aus guter Meinung willig angenommen, u. rühme ich noch bis dato ihre Wohlgewogenheit u Güte die von ihnen empfangen, als der Genueser seine Reysse über Florenz nach Genua fort-setzte recommendirte er mich an seinen Cammeraden welcher sich auch treulich meiner angenommen da wir aber von Florenz nach Siena einen Pilgrin antrafen u dieser den Geistlichen persuadirte in Siena eine Sedia di ri torno zu miethen so bin von dieser Gesellschaft dadurch verlustiget worden u habe in Nahmen Gottes meinen Marsch allein fortgesezet, in der Folge aber wieder Reyssegefährten von Milano herkommend angetroffen nicht aber von der Würde als die ersten, sondern ihrer Handirung ein Pollajuolo oder Hüner Krämer, u. ein Ballenbinder so gleichfals nacher Rom giengen [zu merken ist aber dass als ich allein mit meinen Pack von Siena abmarschiret ich noch selbigen Abend eine teutsche Fran mit einen Eselein welche auch nacher Rom reysste u. ihrer handirung eine Wäscherin war antraffe, u. mir gleichsam als ein Engel von Himmel erschiene, indem ich mich so müd gelauffen, u gar übel zu Fuss war sie mich aus Barmherzigkeit aufsizen liesse, des Nachts als wir ins Wirthshaus kamen, wolte mir der Wirth kein Fleisch geben, Ursache es in der Fasten war, so war diese Frau doch so gutherzig, u gab mir von denen bey sich führenden Hünern frisch gelegte u zwar ungekochte Eyer zu essen, welches ich ihr herzinniglich gedanket, unterweges aber selbige da gedachter Pollajuolo darzwischen kam verlohren] wiederum aber auf das obige zu kommen so waren bey gedachten Pollajuolo u. Ballenbinder noch andere Zwey in Compagnie als ein Milanesischer Pfaff, u. ein Schmidgesell. Diese stellten sich sehr mitleydig gegen mich, indem sie sahen dass ich mit denen bey mir habenden Sachen u. übel zu Fuss nach-zukommen wäre, erbathen sich meine Sachen Wexselweis zu tragen, und indeme es schon begünte Abend zu werden, liesse ich mir ihre Guthatigkeit gefallen, mit dem Vorwand bey nächster Post Nachtlager zu halten, u. mir auch unmöglich wäre wegen schlimmer Füsse ihnen können gleich zu gehen doch konnd mich versichert halten dass wir uns insgesamt in einen Quartier würden antreffen, allein als ich mit meinen übrigen Reyssgefährten dahin gelangte, da war der Milanesische Pfaff u Schmidsgesell mit meinen bey sich habenden Wanderbindel voraus u. davon, kunte ich also die ganze Nacht vor groser Bestürzung nicht ruhen, einer aber dieser Pollajuo. welcher mein schlafgesell war, nahm sich meiner eyfrigst an, liesse mich in Wirthshaus zurück, u. eylete ihnen noch drey Stund vor Tags mit meinen Tegen welchen ich ihme zur gegenwehr mit gab mit einem Postpferd nach, bis er sie endlich über 4 Posten davon unterwegens in Korn antraffe, u. mit groser Mühe endlich die Sachen ihnen wiederum abnöthigte. Ich aber lebte indessen auf der zurück gebliebenen Post in Furcht u Hofnung, bis endlichen gedachter Pollajuolo mir in der ferne zu Gesichte kam u zum Zeichen seiner guten Bothschafft den Hut schwingend, daraus ich wahrnehmen kunte, wie er die in Wind geschäzte Reysstasche, wieder eingeholet, als auch nachmals in der That also sich befunden, ich dankte meinen Gott u den guten Menschen vor die mir erzeigte Favor, darbey auch ihme versprochen bei glücklicher Ankunft in Rom wieder zu vergelten, wir indessen setzten unsere Reysse in Nahmen Gottes fort, u kamen endlich den 6. April 1689 ein Stunde in der Nacht zu Rom an, wäre mir also unbekanndt, wo ich logiren sollte wann ich diese Reyss Compagnon nicht bey mir gehabt hätte, es war aber unser Geld glatt aufgegangen, u. muss gestehen, dass als ich kaum in die Stadt arriviret stieg ich vom Pferdt ab u erlabte mich bey dem auf der Piazza del Popolo stehenden Brunnen an der Guglia mit einen recht guten frischen Drunck Wasser, rufte auch Gott inbrünstig von Grund meines Hertzens an um Göttliche Regierung seines H. Geistes dass er all mein Thun u Wercke in seinen werthen Heil Nahmen wolle lassen mit diesen Eintritt gesegnet seyn, u. meine studia zu befördern, Kraft u. Stärcke zu verleihen, eyleten demnach nach einer Camera loganda, allwo ich übernachtet, des Morgens aber nach H. Antonio Negelein Mahler nachfrage gehalten, ihme aber den ganzen Tag nicht erfragen konnte bis endlich den andern tag um 12 Uhr wir einander angetroffen, mich täugte ich sehete einen Engel, weilen mir sowohl der Ort als die Leute unbekannt waren, dieser H. Negelein nahme mich gleich auf seine Kanmer damahlen in den Pallast del Duca di Bracciano als einen Cammeraden mit sich, ich indessen fertigte meinen Pollajuolo ab, u. versprach ihme eine gute recompenz, welche ich ihme als ich meinen Wechsel erhalten auch redlich gehalten, u er sich damit höchsten vergnüget. indessen muste ich wegen groser ermiedung der Füsse lange Zeit das Zimmer abwarten, u. kunte also die zu sehenswürdige raridaten, u. Andachten in d H. Wochen nicht schen; Bey wiedererholung aber nach u. nach alles wiederum eingebracht, Mir hat es Gott dem Höchsten zu Dancke die ganze Zeit als ich zu Rom war an Leibesgesundheit nicht gefehlet, übrigens aber an Leibesunterhaltung gienge es mir eine Zeitlang sehr hart, so dass nothwendig Geld vom Hausse haben müssen, u. mir offtermalen dass Elend unter die Augen kommen, auch einmal mit der Prob erfahren wie 3 tägige Hungers Noth thut. Uebrigens war meine ergötzung der Zeit über ich in Rom gewesen die herrlichen Musiquen, als auch schönsten Gebäude, u. unvergleichlichen Statuen u. allered lesten Mahlereyen derer man in unzählicher Menge daselbst findet dass also keinen die Zeit in Rom zu lang wird, weillen es auch beständig etwas neues zu sehen, so wie auch ich da kurtz nach meiner Ankunft zu Rom der entseelte Cörper der Königin Christina in der Chiesa nova beysezet worden, u daselbst ein herrliches Castrum doloris aufgerichtet nebst einer Trauer Musique, bis endlich nach wenigen Wochen der Päpstliche Befehl ergangen ihren Leichnam nach St Pietro in die Gruft zu sencken deren Procession ich auch mit angesehen, indem Sie auf einen Sarg selbst in Persohn lag, mit Königl. Geschmuck u. Zierath angethan, welches sehr prächtig anzusehen war. Kurtz nach ihren Tod gieng auch der Papst Innocentius der Eylfte in die ander Welt welcher von ganz Rom sehr bedauert worden, nach dessen absterben wurde erwählet als Papst Alexandre der Achte, regierte gar wenige Zeit u starb, statt dessen wurde erwehlet Innocentius der 12. ein gar guter Papst, unter deren Regierung ich, mich wieder Ao. 1696 mit Ihro Hochfürstl Durchl. Herrn Marggraffen zu Ohnspach Schwäden von Rom durch die Lombardie nacher Tirol über Augspurg u Onolzbach, nacher Nürnberg begeben, dahier den Allwissenden Gott seye ewige gloria gegeben d 28 May 1696 glücklich u. gesund angelangt, auch die ganze Zeit sowohl in Rom als auf der Reysse keine ungesunde Stunde gehabt, dafür seye Gott noch zu 1000 malen in diefster Demuth Kindlich Gehorsamst Danck gesagt; als ich nun arriviret begab ich mich zu meinen H. Curatorem H. Christoph Melchior Riedner u dann zu meine beyde Fr. Schwestern, welche alle [zwar von ihnen lange Zeit verlangte nach Hauskunft] meiner sich am wenigsten versahen, u. muss gestehen dass die Freude bey ihnen allen ungemein gross war, ich indessen dancke meinen Gott, dass ich die lieben Meinen wieder bey guter Gesundheit angetroffen, sie erwiesen mir grose Höfflichkeiten, ich aber nahm indessen mein Quartier wieder bey meiner Fr Schwester Hellingin, biss ich einen bequemen Zinss vor mich bekam, welcher erster unter den Hutern in eines Schumachers Hausse war, u. vor meine Persohn bequem genug war, weilen aber allezeit das Verlangen der Menschen immer weiter zu kommen sich nicht befriediget, als entschlosse ich mich nach Gottes Willen in dem Stande heil Ehe zu tretten, welche Gedancken ich auch durch fleissiges Gebeth zu Gott auch endlich ins Werk gesezt, u. mich Ao. 1697. in ein Eheverlobniss eingelassen mit der Erbarn viel Ehr u Tugendreichen Jgr Anna Felicitas, des WohlEhrwürdig Achtbar u Wohlgelehrten H. H. M. Riedners Wohlverdienten Diaconi der Pfarrkirche bei S Jacob Eheleiblichen Jgfr. Tochter. Unser Hochzeitliche Traungs Tag war das folgende Jahr 1698 d 17 Jan: [eben an den Tag da ich dieses Zeitliche erblickte u zur Welt gebohren wurde] in der Behaussung [welche ich annoch bewohne] des Erbarn u Wohlfürnehmen H. Caspar Zwanziger Wirth u Gastgeb zum Schwarzen Adler. [auch Wein Händler] Gott der allmächtige wolle diesen unsern Ehestandt viel u. lange Jahre nach seinen Vatterlichen Willen lassen gesegnet seyn der bleibe immer fort u. fort unser gnädiger Vatter, auf dass wir in Glück u Unglück jederzeit uns seiner göttlichen Barmherzigkeit getrösten mögen, und dan dermahleinsten so wir unser Leben in Gott seelig beschliessen werden in unzertrennlicher Liebe sanft u Scel. in HErrn einschlaffen mögen, darzu uns die H. Treyfaltigkeit Gott Vatter, Sohn u. Hl. Geist verhelfen wolle. Amen.
1698 d 4 10br: 1. Sohn Johan Justin Preissler gebohren in St. Barbara Nacht eine Stund vor Zwey gegen tag in Zeichen des Stiers u Jupiters. Sein Tauf-Pathe war Johann Justin Walther Kaufmann.
1700 d 6 9br: 2. Sohn Georg Martin Preisler gebohren in der Leonhards Nacht eine Stundte Zwey der grössern gegen Tag.
Tauf-Pathe Georg Martin Helling Waag Meister in d Ober Waag.
A° 1702 d 1 9br: 3. Sohn Christoph Willhelm an Aller-heiligentag gebohren.
Tauf-Pathe H Christoph Wilhelm Semler Schau Ambtmann.
1705 d 7. Jan. 4. Sohn Johann Daniel Preissler zu Nachts um 10 Uhr d kleineren gebohren.
Tauf-Pathe Joh. Daniel Bruch Handels-Mann.
Joh. Daniel Prissler † 1705 d 12 April.
1706 d 7 Mart. Margaretha Barbara Preisslerin um 4 Uhr u ein viertel der grössern zu Nachts in d Zeichen dess Schützens gebohren.
Tauf-Pathin Schwester des Joh. Dan. Preissler Frau Fiebingin Pfragner u. Salz-Händler.
† 1706 d 30 April.
1707 d 12 Junii Barbara Helena eine halbe Stund vor Zwey gegen die Nacht der grössern am H. Pfingsttag gebohren.
Tauf-Pathin Fr: Schwester Iglin Barbirers u. Wundarzts.
1708 d 17 Dec: Georg Christoph am tage Lazarus in den Zeichen des Wasser Manns gebohren.
Tauf-Pathe Hr. Georg Christoph Welker Wirth zum rothen Ross. † 1709 d 26 Feb:
1710 d 13-14 Martii Caspar Gottlieb eine viertel Stund nach 8 Uhr der grössern zwischen denen Zeichen des Löwens ud Jungfrau gebohren.
Tauf-Pathe Caspar Gottlieb Lauffer Müntz Wardein.
1712 d 30 Martz Barbara Sybilla eine ½ Stund nach 2 Uhr zu Mittag in Zeichen des Wieders gebohren.
Tauf Pathin Fr. Holzmännin Waag Meisters Wittib.
† 1713. d 4 April.
1715 d 14 Martz Johann Martin am Tag Zacharia im Zeichen des Krebs eine viertel Stunde nach drei Uhr der grössern gebohren.
Tauf-Pathe H. Joh. Martin Schuster. Verheirathet in Copenhagen d 14 Junii 1748 mit Jgfr. Anna Sophia Schuckmännin, dessen H Vater Prof. Medicinae in Rostock gewessen.
1717 d 18 April Valentin Daniel zwischen 12 u 1 Uhr d kleinern in der Nacht gebohren.
Tauf-Pathe H. Valentin Kraft Weinhandler.
Johann Justin Preisler
Leben des Joh. Just. Preisler, von ihm selbst verfasst.
S. D. G. Bey Handl d hl. Tauffe wurde ich vertretten durch Hrn. Joh. Justin Walther Handelsman v. nachmaligen Marckt-adjuncti. Wie ich nun der erste Enckel meines in Gott ruhenden Hrn. Grossvatters Joh. Ulrich Riedners Diac St. Jacobi war, so geschahe es dass meine erste Zeit ziemlich getheilet war da ich in dessen Wohnung sehr geliebet worden. Mit herannahenden Jahren u da meine Eltern eben in dem Hausse des schwarzen Adlers in d breiten Gasse wohnten, wo ebenfals Hr. Obrist Grundherr mit seiner hochadelich Familia wan sie nicht in Campagna waren ebenfals sich aufhielten wurde ich aus besonderer Gnade v. Liebe denen damaligen Beeden Jungen Herrn so Ihren eigenen Haus-Praeceptori an Hrn. M. Bauriedel nachmaligen Diacono bei St. Egydien hatten Täglich zugelassen, die ersten Buchstaben so wol in Christenthum als auch in lessen zu erlernen. Ich würde in kurzer Zeit noch weiter gekommen sein wan der schmerzliche Todes-Fall, da gedachter Hr. Obrist in das Feld vor den damaligen Feind musten nicht unglücklicher Weiss wären erschossen worden. v. das bey oder um Donnenwört. Nach welcher Trauer Post das ganz hochadl. Hausse in die äusserste Betrübnüss versezet worden. Ich aber als ein kleines Kind so von Tode gar wenig wuste nahm gleich wol den betrübtesten Antheil daran, weile die Veränderung da Sie eine andere Wohnung bezogen mich fast aller so liebreichen Liebe v Gnade beraubte. Wofür aber den hohen Hausse biss an mein Ende den verbundesten Dank bezeige, v. wünsche dass es niemalns an gesegneten Zweigen biss an das Ende der Welt ermangeln möge. Ob ich schon von meinen Eltern an eine andere Schule gezogen wurde so beliebte doch meinen seel. Vatter mir v. meinen 2 nachfolgenden Brüdern eine Hauss - inform. durch dichtige Subiecta anzustellen, wehrender Zeit ich in meinen 8ten Jahr bei einen liebreichen Freunde meines Vatters der mich gar sehr liebte Nahmens Hrn. Held ein gr. Pf. v. Salzhändler um Weynachtszeit erkranckte bei welchen 6. Wochen lang ein hizig Fieber auszustehen hatte durch deren gute Wart v. Pflege nechst Gottes Hülffe so gefährlich es aussahe gleich. woln genesete. Gott vergelte des seel. Mannes v. d. seinigen alle an mir erzeigte Liebe v. Treue in der Ewigkeit. Ich erholte mich nach v. nach bei meinen Eltern nach der angefangenen Besserung wider wehrendas meine Lehr-Stunden wider fortgiengen, suchte mich mein Vatter aufzumuntern. Er fieng an die Gründe d. Zeichen K. mir gefällig zu machen, wozu auch scine geschicktern Scholarn Vicles beytrugen, biss ich endlich weiter kam und sich ein Trieb der Mahlerey zu erlernen zeigte u. er auch auf Befragen, ob ich bey denen Studiis welche noch immer fortsetzte verbleiben wollte, ohne viel Bedencken zu machen, die Mahlerey nach meinen Naturtriebe zu ergreiffen. Dernach muste in meinen 15ten Jahr mich völlig darauf appliciren, nachdem ich in Schreiben, Rechnen v Latinitet so viel erlernt dass andere Sprachen darauf vor mich fortsetzen konnte auch durch Lesung guter Bücher das juditium zu schärffen trachtete. Ich wurde also von m. sel. Vatter auf Aurathen Hrn. Schusters als seines besten Freundes zur Academie angehalten u. fing an zu mahlen u, bekam gar bald in copieren eine zimliche Fertigkeit, wozu auch gute Gelegenheit machte dass gedachter Hr. Schuster aus lauter Gefälligkeit mir einen Platz eiurauimte dan v. wan bey Ihme zu copieren bis ich es so weit brachte dass nach meines Vatters inventionen so er mir vorzeichnete ein Zimmer von 12 Stuken verfertigen muste, dazwischen dann auch immer ein Portr. zu machen hatte, um mich in mehrer en Dingen zu üben, gleichwie auch in d. Arch. v. Perspectiv n. so gieng es unter Göttl. Beystand bis in das 24 Jahr. Wobey zu einiger Ermunterung des Gemüthes schon von meinen Sten Jahr die music v zwar das Clavier v. nachgehends die Violin erwehlte mit Ausschluss anderer Ergötzlichkeiten, biss einsman Hr. Ob. Trost ehemaliger Hr. Zeug Meister auf befragen, ob ich Lust hätte nach italien zu reissen, wozu schon von m. V. V. Hrn. Schuster volkommen eingenommen war: gar bald ja sagte. Weil aber vorher noch eine schwehre Kranckheit so zimlich anhielte, aufgehalten worden, ich aber nach 5. monath. Beschwehrnuss mich anfieng zu bessern von einen 3täg: Fiber Kam gedachter Hr. Obr. seel. G. abermals ganz in Ernst meinen Vatter v. mich zu fragen, ob es noch bey meiner Entschliessung nach Italien zu reissen sein verbleiben hätte? war die Antwort darauf sehr zurückhaltend, zumaln von Natur schwächlich war u. man mir meine ausgestandene Kranckheit mehr als zu deutlich ansahe. Er trung aber anhaltend darauf weil es Zeit wäre u. die Gelegenheit vieleicht die schickligste indem Sie ihren Hrn. Crentzeucher wie Sie Ihme nannten, hineinschicken wollten, welcher, nachhero als Hr. Zeng Meister an seine Stelle kam, nun aber best meritierter Hr. General unter denen holländischen truppen wurde. Diesse schöne Gelegenheit war so beschaffen, dass wir sehr aufmerksam wurden u. uns nur gleich befragten um die precise Zeit. Sie sagten kurz in 14 tagen. Wir erschracken, weil noch einige Geschäfte zu besorgen, besonders der equipage wegen, iedoch es muste sein u. gieng also alles über Hals v. Kopf. Nach gebräuchl. Absch. nehmen gieng unsere Reisse früh morgens an einen Sontag mit d. Augspurger Postwagen nach Augspurg den 3. Febr 1724. Man muss auf reisen sehr viellernen, zumal wann man von Natur nicht fahren kan. Ich habe solches biss nach Venedig theuer empfunden, so dass daselbst ganz kraftloss ankam. Wir überbrachten sogleich an seine Ex d Hrn. FeldM. Grafen v. Schullenburg unsere recom: Schreiben, welcher uns sehr gnädig aufgenommen ambey aber gesagt: weiln der Carnewal. biss Aschermittwochen sehr nahe zu Ende gieng, mögten wir uns dessen wol bedienen, sodan aber wid. bey Ihm zusprechen. Da ich aber ausser Hrn. Obrist Trost noch andere reco. Schreiben zu überreichen hatte unter andern auch an Hrn. Wagner einem Handelsman v. Teutschen Patrioten, der uns sogleich eine Cammer 'bey einen dortigen Ballenbinder Sign. Adamo vor 2 Pers. nebst Kost anweissen liess kamen wir gleich dahin u. wurden einig solche nechst kommenden Sontag zu beziehen. Ich hatte Ursache aus zu ruhen mich wider zu erhohlen. Es gab immer etwas besonders zumal gegen das Ende des Carnevals zu sehen nebst d schönsten Opern und ich besonders da ich der Music ganz ergeben kam ich fast vor Verwunderung ausser mir. Ja auch über die Anzahl der öffentlichen Masque theils sehr prächtig waren, je näher der Carneval zu Ende gieng je mehrer Lustbarkeiten von Stieren Hezen, forza d'Ercole, Feuer Wercken auf öffentlichen piazetta St. Marco wo man fast nicht Augen gnung haben kan. Nach vollendung so vieler Lustbarkeiten folgt endlich Ascher Mitt W. Dan gieng es wider desto stiller u. man kam auf ernstlichere Betrachtungen, Kirchen zu besuchen, wo ich dan von den schönsten Altar Blätern und an and. Mahlereyen in grosser Anzahl v. Titian Paul verones Tintoretto Palma vechio. zu betrachten öfters Gelegenheit nahm. Ingleichen auch die vornehmsten Palleste insonderheit d herzoglichen Pallaz u. in denselben der gross Saal od Consiglio grande mit allen seinen Decken, Stücken u. Seiten Gemählden besonders die ganze Breite des Saals von Tintorett das himlische Paradies vorstellend wovon gar eine weitlauffige Beschreibung zu machen, zumalen wan ich aller Zimmer dieses Pallasts gedenken wolte so voll von Paul veron. v. andern der berühmtesten wie Titian etc. Ich fand alles schöner als in denen davon geschriebenen Reise Beschreibungen obschon sehr weitläuffig enthalten. Piazzetta so meiner Zeit für den besten Mahler gehalten worden, war es bey welchen Academia besuchte u. zwar alle Tage Sonntags ausgenommen. Ich hatte auch Bekanntschaft mit Sign. Tiepoli, Sign. Marchesini v. noch vielen andern deren Manier in Mahlen mir besonders vorkam. Allein, da ich bereits ganz andere Lehrsätze gefasst kunte mich vor mich allein nicht so leicht ändern copierte also nach guten Stücken Wozu Hr. Gen. v. Schullenburg bey welchen alle Sontag meine cour gemacht von dessen wohl choisirten Gallerie mir ein v. anders zu copieren gab besonders aber Trugen Sie mir auf Dero Portr. ein Knie Stek mit 2 Händen in d Ferne ein rencontre, in Lebensgrösse nach Mr. Pesne nachgehends Königl Preusisch. Hofmahler zu copieren v. encoragierten mich mit Dero Beyfall nebst einen schönen douceur. Zwey Historien St. copierte zu meinen studio in des Hrn. v. Bommern prächtigen Bewohnung, eines nach Pellucci, Davids Sieg mit Goliaths Haupt v. das andere eine erfindung Mosses nach Cesarini nach dem solche hieher geschickt, wurde solches von einen meiner höchsten Gönner gnädig aufgenomen worden, noch andere von weniger Grösse nach Rembrant nach Balestra, nach Caval. Bambini v. auch nach Paul verones Wo inzwischen verschiedene Teutsche aldorten zu portraitiren hatte, Nach Verfliesung eines ½ Jahrs erhielten Hr. v. Kreuznach ordre Ihre Reise nach Rom fort zu setzen und also war ich dan alleine. Nach verfliessung einiger Zeit schickte Hr. Gener- Exc v. Schullenburg eine Gondel an mich mit der ordre gleich einzusezen v. mit dieselben das Venetianische Arsenal zu sehn, nebst einen neu erbauten grossen Schiffe. Sie besahen solches ganz genau v. ich hatte die Gnade Schritt vor Schritt zu folgen v. alles in Augenschein zu nehmen. Ich bewunderte die Grösse u. so manigfältige Einrichtung eines solchen Gebäudes v. gewaltigen Vorath an Kriegsmunition v. allen benothigten. Ausser dieser schönen Gelegenheit würde fast schwehrlich dieses berühmte Arsenal gesehen haben. Nach einiger Zeit machten seine Ex. Hr. Gen. nach Corffu eine Reisse v. baten mir gnäd. an mit zu nehmen, weiln Sie wusten, dass meine intention nach Rom zu gehen war, Sie sagten, Sie blieben nur einige Monathe in corffu von da giengen Sie nach Sicilia v. voņ dar über Neapoli nach Rom wo ich so dan verbleiben könnte. Weilen aber meine besten Freunde v. Patroni mir gar nicht dazu anriethen, habe ich solche schöne Reisse unterdeprecirt Vieleicht thätte auch meine nicht alzu nothfeste Natur dergleichen nicht überstehen können. Es stund aber nicht lange an als Hr Graf von Watzdorf über Venedig nach Florenz als Inviato seiner Kö: M: v. Pohl. v. Chfürst zu Sachsen giengen das derselbe meinen Hrn. Secretario Nadler der ebenfals in meinen Hause logierte v. als ein grosser Könner d antiquiteten in ganz Venedig durchgehends bekannt war v. deme ein ganzes Buchvoll seiner zusamgesamleten Urne 1½ Schuh hoch, fast eben so viel Patenen mit Sehrifften v. carracteren von einer bereits verloschenen Sprache Völkerschaft nachgezeichnet. Diese zeichte Hr. Secretario gedachten HErrn Graffen, der wollte mich aber selbsten sehen. Er als ein gelehrter Hr. in litteris so wol als antiquitet gab mir einige antiquiteten vor, Ihme solche nachzuzeichnen. Nachdeme ich Hrn. Grafen übereichte, waren Sie darüber vergnügt v. must mich encagieren, wan ich meine Reise nach Rom fortsetzte v. über Florentz gienge, so könnte meinen Auffenthalt so lang ich wollte bei Ihme haben. Welches mit unterthänig. Dank v. Unterwerfung in Dero ferneres Patrocinium an nahme. Nachdem alles was merckwürdig war sowohl in Kirchen Ceremonien als politischen die gewönlichen Jahresfeste in publico als andere nemlich ingressi d'Ambasciatori od Procuratori zu mehr mal wobei jedesmaln Mascaraden be- sonders am Himmelfartstag wo die Ceremonie des Doge mit der Vermehlung des attriatischen Meeres jährlich geschiehet welches bey meinen fast 1½ jährigen Aufenthalt 2 mal gesehen. Bald darauf trat ich meine Reisse nach Florenz an weiln schon voraus ein submisses Schreiben an vorgedachten Herrn Gesannten v. Watzdorf abgehen liess. worauf sogleich von dessen Secretaris antwort erhielte, dass bereits alle Anstalten dazu gemacht wären, wann auch gleich Hr. Gr. eine kurze Reisse nach Genua vorgenommen, aber biss ich ankäme er auch zugleich retournieren dörffte, welches auch geschahe. Ich liess mich bald darauf um Erlaubnuss melden meine unterthänige Aufwartung zu machen u erhielte solche so gleich machte mich fertig v. wurde ganz gnädig aufgenommen u. mir das Zimmer angewiessen wo ich mich aufhalten könnte nebst allen was nur immer bequehm heissen mogte. Ich wurde so gleich an die Tafel gezogen wo ich täglich nebst dessen Secretario die Gnade hatte ganz kostbar zu speissen. Nach Verlauf einiger Tage führten Sie mich auf die Gallerie des Hrn. Gross-Herzogs um d. grossen paratum von Marmor statuen v. sehr vielen Brustbildern nebst der berühmten Tribuna nebst andern Zimmern von portraits von den berühmtesten Künstlern eigener Hand gemahlt. Darauf würckten Sie mir die Erlaubniss aus meine studia nach antiqen zu zeignen v. verschiedenes zu mahlen so wohl in historien als portraits die Beschreibung von dieser prächtigen Galleria wäre viel zu weitläuffig, man fandt aber solche gar schön in Blainville italienischer Reiss-Beschreibung sehr accorat beschrieben, nebst allen was durch gantz Italien merkwürdig zu sehen. Ich bekam nach v. nach durch Hrn. Grafen noch gar viele Paleste v. Galerien zu sehen, ohne zu rechnen was man pubilic in denen Kirchen und privathäussern unschätzbares antrifft. Ich frequentierte wie in Venedig die herzogliche Academie um in Zeichnen meh-rere Perfection zu erlangen, auch die Lectiones in mathesi so alle Sonn v. Feyrtage öffentlich von einen sehr geschickten Professore gehalten worden worin mich besonders in Geometrie v. architectur übte. Es gab immer Gelegenheit gar viel schönes zu entdecken, als die prächtige Capell di St. Lorenzi worinnen alle Herzoge des Hauses Medices an deren Vollendung noch immer gearbeitet wird begraben liegen. Nicht weit davon sahe ich auch die Welt bekannte Biblioteca laurenziana ein ausnehmend schönes Gebeide von Mich. Angelo v in der Kirche St. Laurenti die in marmor gehauene, sehr grosse Deposita Zweyer Hertzoge von herroischer Art zu geschweigen den Dom. nebst dessen Campanile l'anuncciata v. andere sehr schöne Kirchen, worinnen viel besonders anzutreffen die ausser der Stadt gelegene herzogliche Lust-Gebäude v. grosse Alleen v. Gärten die öffentlichen jährlichen Feste als an Johanisfest das Wettrennen mit 2 Pferd bespanten kleinen carriols, dass Wettrennen der, barbari u. auf d Arno mit verschiedenen Kahns etc. Ingleichen an Joh-tag l'omaggio wo alle Städte vor d Herzog auf einen sehr erhabenen Trohn all den alten Palazzo bey parrathirung der herzogl Leibguarde zu Pferde in vollen Kirass, nebst einen Triumph Wagen mit deren Stadt insignis ausgezeichet und einen Gefolge zu Pferd mit kleinen Fähnlein auf d. grossen Platz im Creisse 3 mal herrum zogen u. sich vor den Herzoge presentirten. Dieses Fest dauert fast d ganzen halben vormitag u. wird mit vieler Lust betrachtet. Ich will aber künftig mit solchen weitläuffigen Beschreibungen mich nicht einlassen, weiln alles in obgedachten Reissbeschreiber Blainvill noch weit ausführlicher zu finden. Mir ist es bloss um die Kunst zu thun .V. was vor herliche Gelegenheit man antreffen würde wann man nur genugsam von Hausse aus mit Geld könnte unterstützt werden denn dass einer seine studia weiter, fortsetzen v. doch dabey seine völlige Unterhaltung erwerben wolte das wäre eine ganz unsinnige Forderung so wenig ein Student in litteris solches prestiren könnte. Dahero wurde mir auf Anrathen verschiedener Freunde angerathen ich möchte bey seiner Königl Hoheit dem Herzoge als ersten des Hauses Medicis supplicando einkommen, wöchentlich ein Gnadgeld, aus zu würcken meine studia weiter zu poussieren. Es ist zu wissen dass des höchtseel Hrn. Herzog's Gaston GemüthsArht sehr mitleidig gegen Hilfloosse gewessen, welche doch gerne etwas rechtes lernen wolten. Dahero ist es gekommen dass sie nach v. nach einen ruspo Florentiner Gold Müntz unsers Geldes einen sp. ducaten, jedweden aus Dero chatulle theils 2 biss 3 wochentlich reichen liessen, welch eine barmherzigkeit mit d. Befehl die künfftige Woche wider zu kommen, so das diese Anzahl endlich über 200 persohnen an-gewiessen, welche man insgemein Ruspanti wegen des Geld nahmen ruspo geheissen. Man mögte sich einbilden ich sey von sehr schlechten Geist gewessen ein solch schönes beneficium auszuschlagen zu maln da mein Hr Graf von Wazdorff nach Dressden zurück beruffen worden. Allein ich muss so viel melden dass ein ruspant, wie man sie nannte ein durch schändlichen Missbrauch wie in mehreren beneficiis verdächtiger Nahme geworten, weiln durch ihr liderlich v. faules leben solch beneficium übel hingebracht wurde. So gar dass einige nach gar zu groben Vergehen sind cassirt worden. Es war also schon genug wan man sagte: er seye ein ruspant so dass der schuldige oder unschuldige für einen gehalten wurde. Ich stelle es jedweden frei von mir zu dencken nach Belieben ob ich recht od unrecht gehandelt die meisten werden dencken wäre er nicht so hochmüthig gewessen hätte er solches wohl annehmen kennen. Ganz gut, ich will mich des willen nicht rechtfertigen. Inzwischen bat ich inständig den damaligen Cammer Diener seiner Königl Hoheit mir nur so viel auszuwürcken nur ein einziges Stück nach Raphael zu copieren so in Dero Residens des Palazzo Pitti in einen Dero vielen Zimmern hienge. Ich muste zwar lange lauffen doch kam zuletzt die Herzogl. resolution heraus, Sie wollten mich vorhero sprechen. Das kostete wid. viel Zeit, biss endlich seine K. H. zu einen öffentlichen Festen ausfahren musten. Ich bekam also ordre in der antichamber mich sehen zu lassen u. wan etwa die Zeit zu kurz werden mögte audienz zu haben sollte mich nur genau bei der Gutsche wo der Herzog aus Dero Zimmer gieng v. eben einstiegen meine unterthänige reverence machen welches auch geschahe. Der Hr. Herzog besahen mich sehr ernsthaft von Oben biss unten u. es war schon gegen Abend, u. fuhren zu den bestimmten Ohrt wo ein Pferderennen od sogenannt barbari lauffen angestellt ward. Des folgenden Tags kam ich wider mich bey d Cammer Diener zu bedancken v. zu hören was weiter zu thun wäre. gedachter Hr. sagte mir s. K. H. hätten befohlen mir diess v. andere Zimmer zu öffnen v. nicht nur diess sondern mehrere Stücke zu meinen studio zu copieren, auch in der herz. Gallerie was V. so lang ich wollte. wofür meinen ganz unterthänigsten Submission bezeugte. Ich mahlte sogleich die schöne Madona della segiola genannt nach Raphaels anderer manier so dann auch ein Portr. nach Anton van Dyck. Es wäre mir sehr nutzlich gewessen wan ein ganzes Jahr in diesen Pallaz hätte studieren können, allein ich musste mich nach der Decke strecken. Es kamen eben einige Englisch. Cavaliers welche in Begriffe waren nach Rom zu gehen. Einer von denselben verlangte von mir alle berühmte Statuen so public und auf freyen Pläzzen stunden nachzuzeichnen u. solche weil sie wusten dass ebenfals nach Rom gehen wollte; dahin mitzubringen, welches nach endigung derselben auch geschahe im Jahr 1727. Anfangs hatte ich eine Camera locante wo ich vor mich lebte v. auf Glück wartete u. suchte allenthalben bekantschaft. Ich traf in spatziergehen einen Cavalier an der bald nach mir auch ankam v. welchen schon in Florenz wol kannte der sagte mir von einen Baron den er nicht gleich nennen konnte, aber ein teutscher v. Freund seiner landsleuthe wäre, zu den wolte er mich führen weil er ein berühmter kenner der antiquitet wäre u. ein Liebhaber der Zeichnung dem wollte er mich reccomendieren. Als wir schon bey der Treppe waren, fiel Ihm est dessen Nahme ein dass Er Baron de stosch hiesse. Ich erschrack weil mich ein sehr Vornehmer auch ein teutscher vor Ihme gewarnet. Nichts desto weniger gieng ich mit Ihme auf sein Zimmer zu. Er empfieng uns ganz freundlich u. nachdem er sich mit mir nach meinen Umständen erkundigte bat er, ich mögte Morgens bey Ihme zu Mittag speissen um mir einiges von seinen Samlungen zu weissen v. wen ich auch etwas mitgebracht häte, auch sehen zu lassen ich that es u. kam zu Mittag u. wies Ihme eine kleine familia sacra auf, Kupfer gemalt (nach Andrea del Sarto nebst einigen Abgüssen von d Herzoglichen Gallerie zu Florenz u. da er diesse in seiner Samlung noch nicht hatte bate er mich darum wogegen er mir von denen seinigen 2mal so viel dagegen present machte. Nach d Nach d Taffel fuhr er aus, eine Villa wegen Ihrer antiquen Seltenheiten zu besehen, u. ich musste auch mit. Dieser Modus gefiehl mir weiln dadurch viele spesen erspahrte u. dabey doch alles was schön v. rar wahr ohne sonderliche Mühe zu sehen bekam. Ich war dabey meistentheils mit Pappier u. Reissfeder versehen. Und wo Ihme etwas vorkam das in seine übergrosse Sammlung paste, nachzuzeichnen so Ihme jederzeit gar wol gefiehl v. er hielt mich beynahe vor unentbehrlich. So dass er seinen Hrn. Brud den er bey sich hatte an mich schickte. Weiln Abends zuvor in discours von Venedig mich verlauten liese ich wäre gerne länger daselbst geblieben wan sich vor mich eine Gelegenheit, wie man mir in Nürnberg vorspiegelte, bey einen Nobile Venetiano unterzukomen, welcher mich zum mahlen v. copieren annehmen mögte dass ich Ihme 1 Monath für sich v. eines für mich und Kost v. Zimmer das Jahr hindurch frey halten wollte. Diess war ehedem was ganz gemeines aber nicht mehr meiner Zeit. Hr. Baron faste diess wol zu Ohren u, liess durch obgedachten seinen Hrn. Br. mich sontieren, ob ich dergleichen condition in Rom auch eingehen wollte weil er gewiess jemand wüsste deme damit gedient wäre. Ich antwortete mit Ja! Zuletzt kam es heraus dass es sein Hr. Br. selbst wäre, deme er es also hiuterbringen wollte. Ich dachte, wär ich doch nicht gewarnt worden. Des folgenden Tags wurde wid. zur Taffel geladen v. nach derselben befragt: ob ich bei der Gesinnung an-. noch beharte? ich wuste nicht gleich was ich darauf antworten sollte u. bat weile ich gleichwol noch unter der direction meiner Eltern stunde: ob es mir denn nicht erlaubt wäre, deswegen nach Hausse zu schreiben; welches Sie mir sogleich gestatteten. Inzwischen waren bereits Hr. v. Imhof in Rom angekommen eine Zeit lang daselbst zu verbleiben, um sich in der Architectur volkomen zu machen wenn Sie nur vorher die Reisse nach Neapel gethan hätten und beliebten mich ohne Entgeld mit dahin zu nehmen, welches sogleich mit unterthänig. Dank acceptierte d. andern Tag geschahe schon die Abreisse. Vorher gieng ich aber zu Hrn. Bar. denenselben davon Nachricht zu geben. Welches ihnen desto lieber war, weil ich ein v. anders unterwegs vor Sie abzeichnen sollte. Als in Veletri die Ruinen eines Ballastes des Kaysers Augusti. In alt Capua die Ueberbleibsel eines Colloses v. gleich gegen über von neu Capua auf der Vestung Gaeta so im Meer eine gute Strecke liegt in einer daselbstigen Kirche den Tauf-Stein, welcher ehedem ein antiquer grichischer Vase mit darauf befindlichen Basrelief die Educatio Bacchi vorstellte. Ich versprach solches bei meiner retour mit- zubringen. Inzwischen wurde von Hausse Brieffe erhalten, welche mir die Einwilligung bei Hrn. Bar. v. Stosch mich einzuquatieren mitbrächten zumalen unsere Reisse nicht allzu lange dauern würde. Die Reisse gieng glücklich von statten u. hatte in Neapoli überaus viel so wol in Kunst als Natur zu bewunderu, welches alles zu beschreiben viel zu weitläuffig. Besiehe die Reisse von Blenville. Nur dass wegen des Bergs Vesuvie einiger Unterschied seyn mögte. Dann wir sahen schon in Capua bei nächtlicher weile über das Meer her von Zeit zu Zeit eine sehr grosse Helle wie von einem Brand aufsteigen. Ich fragte den Wihrt was das wäre? der sagte: es seye von Berg Vesuvio, der etwas wenig unruhig wäre. Bey unserer Ankunft war es auch also. Dan da wir 2 Tag darauf hörten dass einige Passagiers sich dahin verfügten sind wir sogleich nachgefolgt. So lange man fahren od. reuten konnte, gieng es noch zimlich gut, aber den zimlichen Rest gar zu Fuss aufzusteigen, desto unbequemer.
Es war nicht rathsam der Oeffnung des Berges sich zu nehern, denn er warf bei unsern Dasein über 3mal mit schwarzen Dampf v. Rauch in aller Höhe ganz fürchterlich aus so dass dessen materien gleich darauf nicht anders als ein Platz Regen im herunter fallen lautete v. bestunden in lauter meist Pinsen-Steinen von rötlicher Farbe, wie ausgeglüht, doch aber noch brauchbar, weil man von Napoli aus täglich ganze lasten auf Eseln in grossen Körben herunter bringen liesse. In Ermanglung aber, dass man sich der Oeffnung des Schlundes nicht nähern durffte, so befande sich besser unten v. seitswärts eine kleinere Oeffnung mit einem Feuer Fluss so gemach herunter schockte, als waren es glühende Eissen Slacken 4 biss 5 Schu breit, näher kunte man aber nicht beykommen als biss auf 40 od. 50 schritte sonst hätten die Schue mögen anbrennen auch kunte man ohne Schnuptuch vor den Munde vor garstigen Dampf v. Schweffel nicht näher dauren, diesen Feuer Fluss kunte man in Napel bey nächtlicher weile recht schön v. deutlich sehen voll Verwunderung in Betrachtung soll cher Natur Eigenschaften u. einsamllung von verschiedenen ausgeworffenen, u. geschmolzenen Materien, gieng es wider Berg ab u. zwar sehr geschwind, welches die andern Passagiers weil sie nicht so schlecht, als man mir vorher in Napoli angelernt, angezogen. Meine beede Wegweisser oder Ciceroni wie man sie hiesse ergriffen mich unter die Achsel v. sagten: ich sollte nur mit Ihnen in einen Aschen-hauffen springen so kämen wir gar bald hinunter. Es war wirklich also den der Asche rutschte sehr schleinig etlich 100 Schritt biss wir festen Fuss fanden hinunter und so war es auf 10 od. 12 Sprünge meinst geschehen wo wir vollends guten Weg fanden biss wir dahin kamen da man bald wider einsteigen konnten. Zuvor aber kam uns ein Einsidler entgegen mit einer grossen Flasche acrima Christi welcher mich über die Massen labte. weiln wie leicht zu vermuthen überaus vielen Aschen eingeschluckt. Dieser kostbare Wein wächst selbst auf diesen Berg v. er hat seine Einsideley an einen ganz sichern Ohrt, wie es selber Zeit war. Als wir so einige Zeit ausgerüstet bewunderten wir die grosse lava des ehemaligen schröcklichen Feur Flusses so von seiner Oeffnung den langen Weeg herunter biss in das Meer lieffe und jetzo noch wie alte verfallene Mauren vielen Ohrts zu sehen ist. Endlich war es Zeit zurück zu fahren weil es längst über Mittag u. d. Apetit, nach einer so zimlichen Motion, anruckte. Ich kleidete mich frisch um v. die Taffel war schon bereit des folgenden Tags fuhren wir auser Napoli nach Puzzoli die verfallenen rudera derer Tempel Veneris, Herculis, Mercurii etc. nebst allen curiosis Naturae zu betrachten, darunter sehr merckwürdig die sulffatara, Cento Camere, die Eliseischen Felder, la Cisterna, la Crota bei der Lago wo das experiment mit einen Hund zu sehen ist, welcher in der grotta in einen gewiesen Dunst so über eine Spanne hoch von der Erde gehalten wird also bald seine lebensgeister nach v. nach verliehrt v. also todt liegen blieben wo man Ihn so bald auf das Grass od. in gedachten laco würffe, wo er sogleich sein Leben wid. bekommt v. voller Freude herumspringt, Wir machten eine passage an den Ufer des Meeres und beym Aussteigen fragte einer von Schiffs Burschen ob wir unter dem Wasser von Meer Sand auch betrachten wollten? v. reichte uns 2 Hand voll, aber wir konnten über 2 Seconden lang solchen nicht behalten, weil er ungemein heiss war. Sodan zoge er sein Hembd aus, nahm ein Gelde und groch in eine Grotte bey der Anhöhe eines Berges, v. nach Verlauf 10 Minutten brachte er uns aus einer Quelle Südheisses Wasser u. was dergleichen Merckwürdigkeiten mehr, als unter andern, weil das Meer ausserordentlich Stille v. hell Wetter war, sagten sie wir sollten wol tief in das Meer Wasser schauen u, da wurden wir noch einiger Strassen mit Steinen gewahr welche von einer versunckenen Stadt anoch wahr zu nehmen. Es wäre aber alles viel zu weitläuffig zu beschreiben kan aber in Blainvills Reiss Beschreibung ausführlich nachgeschlagen werden. Wo er auch von Berge Pausilippo und dem Grab Mahle Virgilii vortreffliche Beschreibung macht, wie auch von der Königl. Residens u, andern Pallesten Clöstern prächtigen Kirchen v. andern Gebäuden' so gar Catacomben erzehlet. Wir giengen von da zuruck nach Napoli um alles auch in Augenschein zu nehmen: zumal die prächtigen Kirchen mit ihren ungemein v. vielen Mahlereyen. So verstrichen dan einige Wochen, Biss wir endlich unsere Reisse zuruck nach Rom nahmen u. also höchst vergnügt daselbst wider ankamen. Im vorbeyfahren stieg ich bey der Post aus um zu sehen ob Briefe vom Hauss da wären v. es fand sich also. Ich bekleitdete unter vieler Dancksagung Hr. v. Imhofs Gn. nach dessen Logis, meinen Koffer aber liess ich bey Hrn. Baron v. Stosch bringen, weiln die Breffe so ich eben durchlass, mir nicht nur dazu anriethen, sondern auch vielen Seegen anwünschten. Ich hielt also mein erstes Nachtlager in dessen Behausung ob Sie gleich eine kleine Lust-Reisse gethan u. erst spath in der Nacht zurückkamen. Morgens frühe wurde ich mit Freuden empfangen v. ich brachte Hrn. Baron die Zeichnungen die Sie wünschten zu sehen ihre grosse Collection in etwas zu vermehren. Nachdem ich in kurzer Zeit mich recht comod eingerichtet, fragte ich bald womit meine Beschäftigung anfangen sollte: es wurde mir eine grosse Menge von anticq geschnittenen Steinen nebst einer Menge antiquen busten so alle noch nicht gezeichnet waren angewiessen u. machte meine erste Probe mit einem in Gold gefassten Carrniol, die von perseo befreute Andromada, Nachdeme solche verferdigt v. zwar vielmal grösser war eben ein zimlich Convivium von verschiedenen Künstlern so wol Franzossen als Italienr beysam. Nach d. Taffel brachte Hr. Baron meine Zeichnungen Ihre gute Meinung darüber zu vernehmen v. ich hatte das Glück jedwedes Beyfall zu erhalten welches zwar höffligst verbetten u. mich auf fernere Uebung in mehrern practic beruffte. Da ich auf einmal so viel Bekanntschaft bekam, wurde so gleich auf dortige Franz Academie invitiert von allen gegenwärtigen pensionairs mit Ihnen auf Academia zu zeichnen nechst dem aber auch in andern befindlichen Zimmern, die vornehmsten antiquen Statuen u. basrelievs so vor mich eine der wichtigsten Gelegenheiten war. Um so mehr da einer unter diesen Hrn. Hrn. pensionairs mir besonders in die Augen viel Mons. Bouchardon ein sehr geschickter Bildhauer v. Architect von deme bereits die vortrefflichsten Proben in Zeichnen gesehen v. den ich unstreidig für den besten halten muste. Dieser nahm mich ganz freywillig in seine mir gar kostbahre Freundschaft auf mit bedrohung so oft ich ausgienge fleissige Einkehr zu machen. Ich bekam auch nach v. nach so viele Proben seiner Freundschaft durch Mittheilung der Abzüge von seinen Zeichnungen zusammen die mir bis an mein Ende mein liebstes seyn werden. Daher kam es auch da er mir die Abzüge seines Hand-Buches dessen er sich bey seinen spaziergehens bediente, gab, ich anbey versprache: wann einsmal in Nürnberg zu wenig sollte zu mahlen haben mich in raddiren so viel üben wollte der Welt etwas nüzliches durch seine correcte contours wie man nüzlich nach antiquen zeichnen sollte bloss zu seinen Ruhme eddieren wollte, welches auch geschehen, da ich 50 Bl. kleine Stat. mit einer Dedication an Hrn. Bar. de Stoch verfertigte. Ja er hätte so dan mir wol alles von seinen schönsten Zeichnungen gegeben, wen nicht einigen derer vornehmsten Romanern das Maul so sehr darnach gewässert, Antheil daran zu nehmen um seine wunderns würdige Manier in Zeichnen aufweissen zu können. Bey dieser neuen Einrichtung kam ich immer besser in practic so dass in Zeit von 4 Jahren eine Menge von Zeichnungen anwuchss die hernach in 9. biss 10 Volianten vertheilt worden. Es blieb aber bey diesen nicht allein sondern da Hr. Baron eine ausserordentlich geographische Samlung so sich auf 30. grosse Volianten belief beysamen hatte die nur bloss von d statu ecclesiastio handelte, So ist leicht zu erachten, dass noch sehr viel mangelte so nicht in Kupfer heraus war. Seine des Hrn. Bar. grosse Neubegierde v. Erkenntnuss des antiquen wuste in v. auser Rom viel ia gar viel zu endecken, Ich muste also über al mit hin biss nach Pallestrina. Alboni Tibuli, Frescati Censano, Marino del Principe Collonna al Pallazzo del Triangolo, zu geschweigen, aller vornehmen Ville in v. ausser Rom, wo es genugsam Matterien giebt das selltene in d. Antiquitet. zu entdecken. So gar biss in die Catacomben in deren eine das Glück gehabt mitzukommen durch einen der grösten Engelänter so aus Hochachtung von damaliger Heiligkeit durch einen dazu beorderten Canonicum eine solche Gruft zu eröffnen v. einen Cadaver noch ganz unversehrt zu betrachten worin anoch die gewönligen lampen befindlich. nach sattsamer Betrachtung schlug der Hr. Canonicus mit einen Mauer-hammer auf die Unterfläche der in Berg gehauenen Cavitét worin dieser Cadaver lage. v. da war nichts mehr zu sehen ausser ein ganz kleines Bein Knochen so noch nicht ganz zu Asche geworden. So dan wurde diese Kruft wid. zugemauert v. bezeichnet, dass solche im Jahr 1729 schon geöffnet worden. In weitern herum gehen sahe man in Felsen. eingehauener Sitzen in einen noch zimlichen Umfang nebst vielen glässernen Geschirren, worinen noch das vertrocknete Märtirer Blut zu sehen sonst auch noch viele Lampen alles bey Fackel Licht. bey welchem auch eine ausserordentliche Urnam von weissen Marmor Hr. Bar. abzeichnen muste. Diese Urna hat nach der Hand Hr. Cardinal Alberoni mit Päbstl. Erlaubnuss an sich gekauft. Wir wurden wid. alle froh, als wir wid. an das helle tags licht hervor kamen. Und ich zumaln bei Nachzeichnung einer so müheseelig Urna. Es gab also fast alle Wochen neue Veränderungen welche unmöglich alle anzusetzen., Anlangend meine halbe Zeit so muste solche auf verschiedene Weisse gebrauchen theils muste ich trachten wie ich Geld überkommen möchte, weiln ohne diesses in Rom schwehrlich fortzukommen theils war mir auch sehr um meine studia zu thun. Deswegen frequentierte verschiedene Academien als die französischen II. Sigre Cavaliere Conca III. Sg Costanzi IIID Sigre Cavale Benefiali welche mir auch die bequehmste war. Bey frühen Stunden sezte meine studia fort in der farnesischen Gallerie wo ich Anibal Carracci studierte zum 2ten in den sogenannten piccolo farnese in trastevera wo ich Raffelen ausnehmender Gallerie in Vorstellung Amor v. Psyche aus dem Apuleo das nüzlichste herausnahm in gar vielen Zeichnungen. Ich vergass auch nicht der antiquen Statuen so wol in publico als privatim aufzusuchen. Zumaln gab mir Mons. le Plat schöne Gelegenheit welcher eben damals in Rom war für Ihro Majestet in Pohlen eine zimlich grosse partie anticher Statuen ein zu kauffen so über hundert tausend thaler betrugen. Der befragte mich ob ich solche abzeichnen wollte, welches gar gerne für einen stipulierten gering Preiss übernahm. Ich hätte Sie auch gerne alle Stück für Stück nachgezeichnet wen durch das einpacken der selben, weilen man die ganze Last zu Wasser biss Hamburg abzuschicken eilte, wäre verhindert worden. In Dressden wurden aber so wol diesse als alles übrige was schon in zimlicher Menge von Ihro Mayesteten gesamlet worden durch gedachten Hr. von Plat zum Kupferstich befördert, wovon die exemplaria denen Liebhabern gar wol bekant. Diess v. noch vieles andere waren meine studia in antiquitatibus Was aber das mahlen betrift so nahm von d. remargabesten Stücken copien so wol in Pallezo Barberini od. Albani v. was sonst vor kam besonders aber in Portraits derer Passagiers so wol führnem als andern. Ich hatte die Ehre an Englische Mylords u. Cavaliers einige meiner wenigen Copien anzubringen zulezt gab mir Hr. Baron von Stosch auf nur Historien Stücke an einen seiner besten Freunde in Holland Mons. Greffier Fagel aus meiner invention zu mahlen die Vorstellung war die durch Ulysse v. Diomedes Auskundschaftung des Achilles unter den Frauen Zimmer des Königl. Hoffs des Diomedes wobey alles nach scharffer beobachtung in der antiquitet geschehen muste u, in einen mit Architectur gezierten Königl. Saale. Es wurde mir sehr sauer biss solches endlich volbrachte, jedoch bekam ich dafür 100 Scudi. Es wurde sofort nach Holland abgeschickt, v. sehr, gnädig aufgenomen v. weiter nichts daran desideriert als dass man mehreres Frauen-zimmer hätte wünschen mögen. Und so verstriechen 5 Jahre so ich bey Hrn. Bar. v. Stosch fast hingebracht. Biss Ihme durch einen fatalen Streich d. Stats politic angerathen worten sich von Rom zu entfernen v. zwar in Zeit von 3 Wochen da er mit al den Seinigen sich nach Florenz retterirt. Ich aber von Hauss mehr malen an meine Ruckreisse erinert worden welchen Vorschlag ich auch darum nicht entsagen können welches gar wol einsahe dass mein seel. Vatter an Jahren zimlich hoch gestiegen v. selbst einiger assistenz benöthigt seyn dörffte. Es ist leicht zu erachten dass in obgedachten 5 Jahren viel sehens v. merckwürtiges in einen solchen Ohrt wie Rom ist vorgefallen wovon ein apart tractety zu schreiben wäre. Von allen aber ist das notableste la Sedia vacante nach d Tod Pabsts Bene- dicti des XIII aus d Hausse Orsini wurde nach einer halbjährigen Conclave endlich Cardin. aus d Florentinischen Hausse Corsini zum Pabst creirt unter den Nahmen Clemenz. Hiebey gab es genug zu sehen. Auch fast alle Jahr einen neuen prächtigen Einzug eines Ambassadeurs. Zu geschweigen derer schönen Cavalcaden Derer Hrn. Prelaten bekleidung der Noblesse um den Cardinalshut aus der Hand des Pabstes selbst zu empfangen. Und was sonst die jährlich gewöhnlichen publiquen Feste worunter die Cabalcata des Connetabile Collonna d Zelter weg. des Königreiches Sicilien v. Napolj dem Pabst zu überreichen, und was sonst noch für publique Freuden Feste und prächtige Serenaden od. Feuer Wercke vorfielen zumaln des Cardinal Polignac Ambassadeur de France wegen Geburt jeunes Dauphins oder des Hrn. Cardinals Spanischen Ambassadeurs Cienfuegos Panquet v. Serenada wegen der Kaiserin Maj. Nahmens Fest. Derer schönenOpern, Carnevals, u. was sonst ergötzen machte nicht zu gedenken Nach der Abreisse Hrn. Barons hatte noch einige Arbeit zu verfertigen in Nachzeichnen einiger antichen Steine für einen Marchise v. einen erfahrenen Kenner der antiquen Stein Marchise Caponi heist der erste Sign. Antonio der andere ein Apotheker. Nahmens Speciale derselben nebst einer Copia nach Trivisano so ich mit hieher brachte. Ich resolvirte mich endlich mit Hrn. Tuscher Königl. premier peinter Dan nachhero unsere ruckreisse über Florenz zu nehmen um das bekannte Fest an Joh. tag 1731 noch maln anzusehen. Auch Hr. B. v. Stosch ein Abschieds Aufwartung zu machen. Nach 17 tag reiste ich weiter allein ab, weil Hr. Tuscher bei Hrn. Baron verbleiben wolte u. gieng mit der Condotta nach Bologna Verona Parma auf 6 Tag um alles Merckwürdige zu sehen. Worunter das Institutum die vielen Kirchen v. Clöster. Von da nach Modena auf 3 Tag woselbst die herzogl. Gallerie das Notableste weiln selbe noch in volkomenen Stande nach der Zeit aber das schönste nach Dressden gekommen nach Reggio auf 2 Tag. Von da nach Parma Wo in denen Kirchen viel Schönes gesehen. Nur Schade das die berühmte herzogl. Gallerie wegen damaliger Staats Umstände versiegelt war u. der Herzog bereits todt in dessen Grufft so unter einer Kirche befindlich mich ein Geistlicher dieser Kirche hinunter geführt. Mithin diese weltberühmte Galerie nicht habe zu sehen bekommen. Meine Reisse gieng Weiter nach Mantova so dan nach Verona Wo recht viel sehenswürdiges besonders l'Arena ein noch volkommenes Amphiteatrum weil solches stets in bäulichen unterhalten wird. Mir gefiel aber gar nicht immer ohne Compagnon zu reissen u. verzog deswegen 8 tag biss 10 tage u. muste gleichwol zulezt allein nach Bozen gehen wo ich wid. 9 Tag bliebe. Da endlich einen Nollisino der ein paar Passagiers hatte zu Inspruck ankam. Ich besahe daselbst zum 2ten mal alle Merkwürdigkeiten. Nach 2tägigen Aufenthalt giengen wir gerade zu nach Augspurg. Wo ich nach einen 11tägigen Auffenthalt wegen vieler Bekannten v. Freunden endlich Gott sei gepriessen wid. glücklich in Nürnberg bey Einhohlung meiner lieben Eltern Geschwistern v. Freunden so mir bis Corenburg entgegen fuhren mit Ihnen allein in meines Vatters Hausse vergnügt. Die Müdigkeit einer so langweiligen Reisse mahnte uns balde zu bette zu eilen durch d Schlaf sich zu erholen. Allein wie bestürzt war ich da ich bei Austritt tags darauf aus der Kammer kam höhren muste dass einer meiner nächsten Freunde so mich unter andern guten Freunden einhohlete selbe nacht noch gestorben. Und das war der Wol. Ehr.W. Hr Kessler Diaconus bey St. Jacob Mir kam diesse Nachricht so bedencklich als omineu vor doch wollte ich nicht abergläubisch heissen Der erste Tag meines Hierseins war im Monath August d 30. A. 1731. Ich muste mich bald bequehmen nach Nürnberger Ahrt zu leben welches mir gar nicht sauer/ankame u. meine Zeit so einzutheilen dass ich mir selbst zu thun schaffte, weiln gar bald merckte dass eine grosse Abnahme der Kunst liebhaber eingerissen, und folglich noch entstehen würde auch die mich kanntten bald ausgaben ich seye nur Willens für mich zu arbeiten. Ich verstunde gar bald dass man mich gar wol entbehren konnte daher empfahl ich mich der Gütigen Leitung Gottes und überkam bald Lust mich auf alles zu legen was nur in die Kunst einen Einfluss hatte es mögte Zeichnen, mahlen, in schwarzer Kunst zu arbeiten auch in raddiren od. äzen seyn wan es einigen Nuzen schaffen kunte um nur nicht mühsig zu sitzen. Ob nun schon mein Haupt-Studium auf das Historien mahlen gienge so sahe ich bald ein dass ich zu einer zimlichen practic kommen fataler Zeiten halber kommen kunnte so wollte mir auch der Rath verschiedener Gönner so mir anriethen mich wo andershin zu wenden wo ich mein Glück besser finden würde. Womit auch Hr Bar. de Stosch mein beständiger Corespondent biss an Sein Ende, einstimmte, welcher mir immer Hoffnung machte mich mit nach London zu nehmen, weil er bester Hofnung stunde dahin vocirt zu werden, u. mir vorschlug bloss vor Ihme zu arbeiten wofür Er mir jährlich 1000 Scudi romani versprache. Es wäre mir freylich menschlich davon zu reden sehr Vortheilhaft gewessen, Allein der Menschen Gedancken sind nicht allemals Gotes Gedancken den ob er mich schon eyvrigst ancachirte mich in nichts verbindliches hier einzulassen so verstriche doch die Zeit von 8 Jahren dass er keine Hofnung sahe nach Engelland beruffen zu werden. Mittlerweile starb mein Vatter in seinem 71sten Jahr u. ich nahm die Sorge meine liebe Mitter in Ihren Wittben Standt auf mich u. vergass fast völlig an Engeland zu gedencken. Meine Ueberlegung gab mir anbey ein wie es nach Ihren Todt mit mir ausehen würde die heran wachsenden Jahre in ledigen Stande wurden mir auch bedencklich der Algütige Gott waste aber weit bessern Rath zu schaffen. Indem H. Graf geschickter Mahler noch selbigen Jahres vor meines seel Vatters Tod starb u. hinterliess eine Wittib so eine gebohrne Dorschin älteste Tochter eine sehr geschickte Künstlerin war in sehr be- trübten Umständen. Von Mitleid bewegt u. von der innerlichen Stimme Gottes: die Wittib sollt du zur Gehilffin haben, machten mich einigermassen verwirt dass ich sehr scrupuleus wurde weil ich d ledigen Stand den ehligen Stande vorzoge. Ich wuste also nicht was ich erwehlen sollte, und wande mich zu vorderst zu Gott den Allweisesten Rathgeber im Gebet v. Flehen mir seinen allergnäd. Willen v. Wolgefallen zu entdecken wo bey eine bey mir liegende Bibel ergrieffe v. mit einmal aufschlug v. meine Augen auf das 28 Cap. der andern Buches Mosis warf welches ich begierig durch lass. Ich war bald überzeugt dass mir sein Wort ein gnädiges Amen zusagte Aus d Geist v. Weltlichen Stande erwählte mir einen Mann, an deren aufrichtigkeit nicht zweiflen kunnte. Sie stimmten also meine Gesinnung bey u. Wünschten mir alles Glück v. Seegen, Und so wurde ich volkommen überzeugt dass meine Unentschlossenheit gezwungen wurde zu schweigen v. trug Ihr so dann meine Liebe an, welche Sie ganz willig aufnahm Noch also selben Jahrs 1738 wurden wir durch Priesterlichen Seegen copuliert u. führten eine ganz vergnügte Ehe. Gott zum Preiss. Der Seegen des Herrn walltete über uns welches alles aus dem Lebenslauff meiner L: mit mehreren zu ersehen welchen Sie selbsten aufgesetzt. Ich bezeuge aufrichtig dass mich diesse Wahl welche ohne weltliche Absichten war niemal biss an Ihr Ende gereuet vielmehr aber obschon durch eine 5 Jahre schmerzliche Kranckheit immer stärcker wurde So dass mich Ihr Todt recht schmerzlich gebenget v., meinen leiblichen Kräften eine zimliche Abnahme verursachte. In d. Zeit meines Ehestandes muste ich gar vieles erfahren den A 1743 starb meine seel. Mutter welche Ihren betrübten Witben Stand bey mir in meinen Hansse hinbrachte 1745 bin ich von einen hochedl. Rath ungebetten zu einem Genanten des grössern Raths aus besondern Gnaden ernannt worden Die übrige Zeit muste benach der Zeitlauf einrichten. Es war harte Zeit mit Krieg v. Theurung, auch Mangel an Arbeit so dass auf gar mancherlei meine Gedanken richten muste. In Historien mahlen war gar nichts wie ehedem vorkommen. Ansser ein Altar Blat nach Herspruck v. nachgehends ein Pla Fond in das Garten. Hauss des hochseel: H. Graf von der Witt gegen St. Johannes Kirche das war es Alles. So dan wenige Portr. gross v. mehr kleine. Mir blieb noch viele Zeit zu feyren übrig die ich mit einigen kleinen Werken in Kupferstichen hinbringen kunte. Davon ist das vornehmste d 10te Theil der durch Theorie erfundenen practic. u. noch verschiedene kleinere zum nachzeichnen vor die Jugend. Und das darum weiln nothgedrungen auch Scholarn Im mahlen sowol als im Zeichnen halten muste. Im mahln waren es 9. Fenerlein Pr. Sohn Kiefhaber Bäurlein Gabler Simler von Zürch Kamouf von Pressburg Mathees von Hamburg Stein- felter Keller und der lezte mein bester war H. Zwinger. In Zeichnen mag ich mich gar in kein nachzehlen einlassen. Zumal da ich nach meines seel. Br. G. M. Preissler tod die publique ZeichenSchule einer hiesigen hohen Obrigkeit 1754. anch übernommen hatte daraus manche gute Snbjecta entsprungen wann sie hätten bey d Kunst bleiben wollen ergrieffen aber wol weisslich das Sprichwort: ein handwerck hat einen goldnen Boten. Zum vorigen 1742 gehört noch dass ich nach dem Tod des seel. H. Directors Decker von einen hochl Rath durch damaligen H. Inspectore als H. Baumeister Wolgeb. Gnad d Academie als Director öffentlich vorgestelt wurte v. das in gegenwart der ältesten Mitglied, wie sehr aber biss hieher der Nummerus zusam geschmolzen ist leider an Tage die wenige assistans die ich mir bey Ihren angewachsenen Jahren versprechen kunnte ist niemand als mir am besten bewust. Es durffte mich niemand fragen warum nicht bey der Mahlerey als meinen Haupt metie geblieben, an statt meine Sinnen so sehr mit andern Dingen zerstreuet. Sonst müste ich antworten, die Abnahme der Zeit die von tag zu tage nebst denen Liebhabern abgenommen, hatten michs wol gelehret v. gezwungen auf alles was mir vorkam zu reflectiren. Schon bey meines seel. Br. G. M→ Preisslers todt wurde mir die alhiesige ZeichenSchule einer der beschwehrlichsten Verrichtungen aufge- tragen, ob ich schon bald wahr nahme, dass mein Auskommen davon zu leben, nicht fände deswegen legte mich auf die sch. Kunst auf Zeignen, auf privat Stunden, in Zeichnen dazwischen mahlte manchmaln ein Portrait zumal von solchen die nachmals in Kupfer gebracht wurden Ich fand vor nüzlich einen IIII. Theil von meines Vatters Zeichen Werck seiner heraus gegebenen 3 Theile die durch Theorie Erfunden practic noch einen anzuhangen, nach dem machte ein Werkchen von Muschel u. Laub nach jetziger Facon ein anders von verschiedenen Thieren item von Figuren in quart auch die alla maniere rouge als noch etwas unbekantes nach Mons Bouchardons einige Statuæ moderne mit roth stein getruckt endlich, die Anfangs Gründe der Zeichen Kunst vor ganz geringe Anfänger in Zeichen als eine Vorbereitung ehe man nach d I Zeichentheil anfängt. Anderer Kleinigkeiten zu geschweigen. Wer wolte alle Vorfälle berühren. So viel ist nun fast biss in das 70ste Jahr mit mir vorgefallen, in Leiblichen, Mögte es doch auch in d Geistlichen der Seele nach als d her- lichen Theil so beschaffen gewessen seyn. Allein hier kann ich mich mehr meiner Schwachheit rühmen v. um Gnade flehen den so viel ich auch in d Welt gesehen v. gehört habe ich leider in d Umgang mit andern sündhafften Menschen klagen müssen es ist alles ganz eitel v. wo es viel gewessen so ist es eitel Mühe v. Arbeit gewessen. Also meine Walfart ich vollendet hab in diesen bössen Leben. Gott als die höchst erbarmende Liebe wolle alles das verzeihen v. vergeben was ich bösses gethan v. gutes unterlassen um seines gel. Sohnes willen damit am Ende meiner Tage möge ausrufen können hilf dass ich ja nicht wancke von dir H. J. C. den schwachen Glauben stärke, in mir zu aller Frist. Hilff mir ritterlich ringen. Deine Hand mich halte vest, dass ich mög frölich singen das consumatum est. Halleluja.
Sources
- Naumann, Dr. Robert; Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. 9. 1863; Leipzig, 1863; digital pdf, Münchener DigitalisierungsZentrum Digitale Bibliotek (https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb10257997 : downloaded 1 January 2024); Chapter: Originalaufzeichnungen zur Geschichte der Preisler'schen Künstlerfamilie - Mitgetheilt durch Dr. Sturm in Nürnberg, - https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10257997?page=369 ; pg 363-391 (369-397)
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