Location: Taisten
Surnames/tags: Lienharter Sinner
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Die Pergamentrolle
Die Pergamentrolle aus weichem Schweinsleder, damals im Besitz des Liechterbauers Peter Sinner, wurde 1987 von Josef Sulzenbacher transkribiert. Sie stammt aus dem Jahre 1731 und wurde im Ansitz Zellheim in Welsberg (damals Zell unter Welsperg) am 22. Oktober aufgesetzt.
Der Inhalt
Es ist ein Besitz- und Endtrichts-(Abgabe-)Vertrag auf zwölf Doppelblättern (= 24 Seiten) auf 60x34 cm Pergament, auf "Ableiben" des wohl- und ehrsamben Erharten Sinner, Leonharters zu Emersperg.
Es scheinen vier Sinnerschen Erben auf:
- Urban (60 Jahr alt)
- Maria, verehlicht mit Mathieß Mayr zu Ebenroth
- Elisabeth, verehlicht mit Georgen Hell auf Hasperg [?]
- Barbara, verehlicht mit Jacoben Oberstainer zu Prags
Als Schreiber (Gerichtsschreiber und Anwalt) fungiert der wohl Edl geborene und gestrenge Herr: Niclauß Leyß von Pasperg, Landsgerichtsanwalt der Herrschaft Welsperg in der erzfürstlichen Graffschaft Tyrol.
Es zeichnete der Pfleger und Landrichter der Herrschaft Welsperg und Toblach: Maximilian von Sämbern zu Frankenegg
Als Zeugen fungieren:
- Thomas Khann, Pustertallischer Wirthsvertröter, Anwalt und Gastgeb zu Zell
- Balthasar Ehrenwaltreich, Gerichtsadjunkt zu Toblach
Zuerst wird festgestellt, dass der Leonharterhof seinen Erbpaurechtsverleihbrief vom Grafen Hermann Guidowalt von Welsperg und Primör schon im Jahre 1729 erhalten hat (4. 5. 1729). Dann wird aufgezeigt, dass der verstorbene Erhart Sinner bereits am 20. Dezember 1671 in einer Heirath-Abröd (einsmahl als ein eingefahrener Gsöll) mit dem Schwiegervater die "Hinaus- und Endtrichtsgelder" geregelt habe - abgestatt und entzahlt und somit als Eingeheirateter zum Inhaber des genannten Lienharterschen Stiftsguethen worden ist.
Das genannte Leonharter Gueth besteht aus Haus- und Hofstatt mit Stallung, Padstuben, Garten, Äcker und Wiesen mit allen dazuegeherigen Gerechtsamben und hatte an das Pflegeamt in Welsberg jährlich an Freistiftzins zu entrichten: in Geld ain Gulden und dreißig Kreizer und ein Stiftskreiz. In Getraid: Weizen drei, Roggen vier, Gersten vier und Habern fünf Star, zur Weisath drei Hiener, dreißig Ayr (Eier), zu Ostern ain Kitz und dreißig Ayr, zu Weihnachten ein Lampl und dreißig Ayr Freistiftzins, weiters als Kembterischen Zöhent jährlich 4 1/2 Star Roggen, ain Star Waizen, zwei Star Gersten und sieben Star Habern, dann zwei Maßl Bohnen, zwei Maßl Erbsen, zwei Maßl Mohn (Magen), zwei Pfund rauhes Haar (Leinen) und jedes drittes Jahr ein Stierkalb abzugeben waren. Dann steuerte dieses Gueth zu jedem ordentlichen Termin (ordinari termini) ain Gulden ainundzwanzig Kreizer. Doch in all anderweg ganz... und ohne Schaden angeschlagen per aintausendainhundert Gulden. 1100 fl. (Demnach belief sich der Wert des heutigen Lienharterhofes damals auf 1100 Gulden.)
Dann wird fein säuberlich aufgeschrieben, dass dem Leonharter Gueth noch eine halbe Hausmühl gehört, die dem Pflegamt in Toblach unterstellt ist, das jährlich drei Kreuzer und ein Stiftskreuz als "Tax" bekomme. Zum gesamten Besitz (das völlig vorhandene Ertrich) kommen dann noch Fahrnisse (alles Fuhrwerk und Geschirr) mit der Getreide Maßerey, dann die Pfluege, das Kuchl und Wagengeschirr samt "was dabei berieret und daraus genennt werden kann".
Dies alles hat Erhart Sinner schon seinem Sohn Urban im Testament vom 4. Mai 1729 "im Freiem vorausvermacht". Im Beisein der Erben wird die Inventur aller Guthaben "Schulden herein" aufgenommen, und es erscheinen an die 40 Gläubiger des Leonharters (siehe unten) mit einer gewaltigen Schuldenlast - also eine Art Bank am Berg, die weitherum an die Bauern Geld verliehen hat.
Die Schwestern bzw. ihren Heyrath-Biettern hatte man schon beim Heiraten ein Angeld ausbezahlt, und zwar an Maria 226 fl, an Elisabeth 200 fl und an Barbara 200 fl. Dazu kamen Grundentlastungen auf eine Bergwiese (20 fl), auf das Thomas Hochwiesersche Stuck (100 fl) und schlußendlich die Barschaft, die man in der Truhen des Erblassers gefunden hatte (70 fl), Summa Summarum 5368 fl. An Abzügen für die heimatliche Kirche in Taisten für Messen (60 fl + 20 fl), der Skapulierbruderschaft (20 fl) und den Innichner Patres (26 fl) und fürs Siegel- bzw. Schreibgeld (250 fl Gerichtsumlag), demnach mussten insgesamt 376 Gulden aufgezeichnet werden, blieben also 4992 fl als väterlich Erhart Sinnersches Vermögen.
Der Sohn Urban erhält das ehemalige Freistiftgueth Leonharter zu eigen samt Feuer- und Futterbehausung, Haus, Mühl, Garten, Acker und Wiesen, item Schulden herein sambt denen Zinsen, Barschaft, Vieh und Fahrnis, wie das alles Namen hat mit allen Gerechtsamben (Rechten), es sei mit Erbauen, Pluembesuch (Weiderecht), Ein- und Ausfahrt, Weeg, Stög, Holz, Stock, Wasser, Wasserrecht. Item wunn, waid, Thail und Gemain zu Pergh und Thall, auch sonsten mit allen denen Ehren, Würden und Rechten, welche jederzeit genützt und genossen worden sind. Er kann es innehaben, behalten, besitzen, kann bauen, brauchen, nutzen und genießen, vertauschen, verschachern, vermachen.
Die drei weichenden Schwestern bzw. ihre Ehevögte mit denen Erben erhalten zu gleichen Teilen jeweils 725 Gulden, zusammen die dreien 2175 Gulden (abzüglich der bei der Heirat bereits bezahlten Beträge). Ausbezahlt mussten diese Beiträge jeweils zu Margarethy (14. 7. 1732 und 14. 7. 1733) werden, doch ohne Zins.
Die Schuldner
- Hans Oberstaller, Golser (200 fl)
- Lorenz Hueber, Lechner (100 fl)
- Bartlmee Oberegger am Unterrain (100 fl)
- Christian Laner, Schißler (300 fl)
- Valentin Sinner im Mühltal (250 fl)
- Sebastian Durnwalder im Dorf Taisten (200 fl)
- Hans Althueber, Wirt und Porth im gemelten Taisten (239 fl)
- Gregory Rienzner, Müller allda (180 fl)
- Gregory Hueber in Prags (150 fl)
- Peter Prengrueber zu Prengrueben in Prags (50 fl)
- Balthasar Laner (100 fl)
- Valtin Hölzl am Schintlholz (60 fl)
- Melchior Haspinger im Hasper (50 fl)
- Georg Ladstätter in der Ladstatt (30 fl)
- Bläsy Haspinger (28 fl)
- Georg Nagelle (51 fl)
- Bartlmee Purger (28 fl)
- Veith Plaickner, Klenck zu Taisten (60 fl)
- die Wieserischen Gewalthabern (27 fl)
- Joseph Lanz (101 fl)
- Andree Schnegger, Löber (19 fl)
- Wolfgang Stainmayr zu Taisten (38 fl)
- Hanß Durnwalder (25 fl)
- Peter Lercher zu Scheibenstock (38 fl)
- Niclauß Rienzner (30 fl)
- Valtin Laner (17 fl)
- Lorenz Niederögger (40 fl)
- Mathieß Durnwalder, Niederögger (20 fl)
- Peter Oberhamber, Haßler (30 fl)
- Hanß Oberhamber (42 fl)
- Andree Planner (30 fl)
- Mathieß Grueber am Guggenberg (30 fl)
- Symon Egger (20 fl)
- Bartlmee Tottmoser auf Emersperg (200 fl)
- Sebastian Gitzl (300 fl)
- Michaöl Graeber, Schmözl a gemelten Emersperg (200 fl)
- Gregory Hochwieser am Emersperg (80 fl)
Bei Gericht nicht eintreiben konnte man inzwischen die Schulden von:
- Andree Guggenberger
- Andree Marenkhl
Sources
- Sulzenbacher Josef: Pergamentrolle vom Lienharterhof/Taisten (1731); in: Der Schlern 61, 1987, S. 425 bis 427
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